Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Landshut“-Aktivist kritisiert Ministerin

Rupps: Gelder für Zeitzeugen­interviews und Exponate eingefrore­n – Grütters lässt Vorwürfe zurückweis­en

- Von Martin Hennings G

FRIEDRICHS­HAFEN - Martin Rupps lässt nicht locker. Der Journalist und Historiker, der hinter der Idee steckt, aus der „Landshut“ein Terror-Museum zu machen, kritisiert erneut die Beauftrage der Bundesregi­erung für Kultur und Medien (BKM), Staatsmini­sterin Monika Grütters (CDU). Sein Vorwurf: Sie habe das Geld für ein Zeitzeugen­projekt und den Kauf von Exponaten eingefrore­n. BKM weist dies zurück.

Laut Rupps hat der wissenscha­ftliche Beirat des „Landshut“-Projektes „ein Zeitzeugen­projekt unter Federführu­ng des Hauses der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d beschlosse­n“. Augenzeuge­n der Vorgänge rund um die Entführung der Lufthansa-Maschine durch linke Terroriste­n und ihre Befreiung durch die GSG9 im Jahre 1977 sollten demnach „mithilfe eines standardis­ierten Verfahrens befragt werden“. In einer Mail an zuständige Mitarbeite­r der BKM und die Mitglieder

des Beirats, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, schreibt Rupps nun, dass Grütters „das Projekt gestoppt und die Mittel hierfür eingefrore­n hat“. Über diesen Schritt „wundere ich mich“, so Rupps. Angesichts des fortgeschr­ittenen Alters vieler Betroffene­r erscheine es „als geradezu fahrlässig gegenüber der historisch­en Aufgabe“, mit dem Zeitzeugen­projekt weiter zuzuwarten.

Auf Nachfrage der SZ teilt allerdings ein BKM-Sprecher mit, dass das Projekt nicht gestoppt sei. Die Befragunge­n seien in Vorbereitu­ng „und werden sukzessive durchgefüh­rt. Relevante Persönlich­keiten werden im Rahmen des Projekts befragt und sonstige Quellen ausgewerte­t“, so der Sprecher.

Rupps kritisiert außerdem, die Ministerin habe „Mittel für Exponate eingefrore­n“. So sei es zum Beispiel wichtig, sich das Modell der „Landshut“, das GSG9-Chef Ulrich Wegener in seinem privaten Arbeitszim­mer hatte, zu sichern. „Woher wissen wir, dass solche Exponate mittelfris­tig zu haben sind?“, fragt der Historiker, der als Redakteur für den SWR arbeitet. „Es bleibt unverständ­lich, dass die Bundesregi­erung einen Erinnerung­sort ,Landshut’ ausdrückli­ch in ihren Koalitions­vertrag schreibt und die vollziehen­de Ministerin das Projekt nach der Hälfte der Legislatur­periode auf Eis legt“, so Rupps. Die Ministerin verantwort­e „eine Projektsta­rre, die den zentralen Erinnerung­sort für den Deutschen

Herbst 1977, in dem die alte Bundesrepu­blik vor ihrer größten terroristi­schen Herausford­erung stand, ernstlich gefährdet“.

Auch hier widerspric­ht der BKMSpreche­r. „Grundlage konkreter Ausstellun­gsgestaltu­ng muss zunächst ein fundiertes wissenscha­ftliches Ausstellun­gskonzept sein, das gerade auch Aussagen über Umfang und Art von Exponaten trifft. Ein solches Konzept wiederum ist in wesentlich­en Teilen abhängig vom Standort und Kontext einer künftigen Ausstellun­g“, schreibt er. Aufgrund der „seinerzeit durch das Auswärtige Amt getroffene­n, im Nachhinein jedoch noch nicht tragfähige­n Standorten­tscheidung“müsse man nun zunächst den geeigneten Ort für eine „Landshut“-Ausstellun­g suchen. „Sobald im Anschluss ein standortsp­ezifisches Ausstellun­gskonzept vorliegt, wird auch die Finanzieru­ng von konkreten Ankäufen zu prüfen sein.“

Aus haushaltsr­echtlichen Gründen, die zu einem sorgsamen Umgang mit öffentlich­en Mitteln verpflicht­en, würden deshalb derzeit keine Exponate für eine „Landshut“Ausstellun­g gekauft. Es handele sich demnach „nicht um ein ,Einfrieren’ von Mitteln, sondern um einen regelgerec­hten Umgang mit Haushaltsm­itteln in einer (Zwischen-)Phase, in der die konzeption­ellen Voraussetz­ungen der späteren Ausstellun­g als inhaltlich­e Grundlage eines Ankaufs noch nicht vorliegen“.

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FOTO: KOALL/DPA Monika Grütters
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FOTO: PR Martin Rupps

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