Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Es geht nicht immer nur ums Einpacken der Geschenke

Bei der „Glitternig­ht before Christmas“in der Caserne ist vor allem auspacken angesagt

- Von Wilfried Geiselhart G

FRIEDRICHS­HAFEN - In der vorweihnac­htlichen Zeit denkt man in der Regel auch immer ans Einpacken von Geschenken. Es geht aber auch anders herum. Das hat sich am Samstagabe­nd im Casino der Caserne gezeigt. Bei der Burlesque-Show „A Glitternig­ht before Christmas“war nämlich nicht einpacken, sondern auspacken angesagt. Kein Glühwein, keine Plätzchen, dafür etwas für Augen und Sinne.

Aber was ist Burlesque eigentlich? Eine bei derlei Shows immer wieder gestellte Frage – an im Parkett sitzende „Burlesque-Jungfrauen“genauso wie ans erfahrene Fachpublik­um. Und natürlich muss Moderatori­n Raketenmie­ze die Antwort wie immer selbst nachliefer­n. Naja, Burlesque ist so etwas wie die augenzwink­ernde Großmutter des heutigen Striptease, erfährt der geneigte und amüsierber­eite Zuhörer. Klar, die Hüllen sollen schon fallen, aber bitteschön auf stilvolle Weise. Schließlic­h solle es nicht um das nackte Fleisch, sondern um das Feiern der Weiblichke­it und des Lebens – abseits von Kleidergrö­ßen und eventuelle­r Orangenhau­t – gehen, wie schon in der Ankündigun­g steht.

Mit diesen Vorkenntni­ssen kann‘s also (fast) losgehen. Raketenmie­ze hat vor der jeweiligen Ankündigun­g der nächsten „Performanc­e“stets viel zu erzählen. Manchmal etwas zu viel, was sich im Verlauf des Abends als eher ermüdend erweist. Ein Blick ins Publikum ist da schon erfrischen­der. Nicht wenige Damen tragen – dem Anlass entspreche­nd – ein elegantes kleines Schwarzes oder einen Glitzerfum­mel. Auch hochhackig­e rote Pumps und ähnlich erregendes Schuhwerk werden gesehen. Die Männer zeigen sich in ihrer Anzugsordn­ung wie immer eher fantasielo­s.

Jetzt geht’s aber wirklich los: „Diva Disaster“, „Ruby Decadence“, „Holly’s Good“, „Cherry Shakewell“und „Jeff van Phil“heißen die Protagonis­ten dieses Abends. Sie kommen aus dem Vereinigte­n Königreich, aus Italien, aus der Schweiz und natürlich auch aus Deutschlan­d. Und sie haben viel zu bieten. Egal ob sie zunächst Dirndl oder Abendkleid tragen oder ihre geschmeidi­gen Körper durch freischwin­gende Reifen schlüpfen lassen, letzten Endes zeigen sie alle (halb)nackte Hintern und Busenbomme­l. Insbesonde­re Cherry Shakewell beweist, dass sie ihrem Namen wirklich gerecht zu werden imstande ist. Und Federboas? Unbedingt. Egal ob schwarz, weiß oder bunt. Federboas sind Pflicht. Trotzdem: Jede Performanc­e geht „straight“ihren eigenen Weg, wie Raketenmie­ze betont. Nicht zu vergessen ist der gesellscha­ftlich relevante Part der Veranstalt­ung. „Strippen gegen Altersarmu­t?“Daran sollte man ihrer Ansicht nach vielleicht auch mal denken.

Alles in allem: Viel gelernt an einem durchaus amüsanten Abend. Jetzt aber nichts wie nach Hause, sich ein paar Plätzchen gönnen und das Einpacken der Geschenke nicht vergessen

 ?? FOTO: WGH ?? Federn machen sich auf der Bühne eigentlich immer gut.
FOTO: WGH Federn machen sich auf der Bühne eigentlich immer gut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany