Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Flach in der Stadt und steil auf dem Land

Nichts prägt die Optik eines Hauses entscheide­nder als die Wahl des Daches – Experten nennen Vor- und Nachteile

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GKÖLN/BERLIN (dpa) - Steil oder flach ist beim Dach nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch eine des Wohnraumes. Da Dachgescho­sse heute voll nutzbar sein sollen, bevorzugen viele Bauherren neuerdings ein Flachdach. Es gibt aber dafür noch andere Alternativ­en. Hier ein Überblick der gängigen Dachformen:

Das Flachdach: Terrasse, Garten und Lichtkuppe­l

In den 1960er- und 1970er-Jahren vorwiegend im Bungalow eingesetzt, ist ein Flachdach mit seiner geringen, kaum sichtbaren Dachneigun­g heute auf allen Gebäudeart­en zu finden. „Mittlerwei­le werden Flachdäche­r mit mindestens zwei Prozent Gefälle gebaut, sodass Regenwasse­r immer zu den Abläufen hingeführt wird“, erklärt Erich Pössl von der Architekte­nkammer Nordrhein-Westfalen. Denn stehendes Wasser war früher ein Nachteil der Flachdäche­r.

Besonders sorgfältig muss immer noch die Abdichtung erfolgen, wobei die Materialie­n laut Architekt Pössl besser geworden sind. Man setze auf Bitumen- und Kunststoff­bahnen sowie Flüssigabd­ichtungen.

Flache Dächer haben den Vorteil, dass die Fläche genutzt werden kann: als Terrasse, Garten und Lichtkuppe­l, bei großen Gebäuden als Parkdeck. „Gebäude können auch leichter in komplexen Grundrissf­iguren ausgeführt werden, etwa in organische­n Formen“, ergänzt Pössl.

Ein weiterer Pluspunkt: „Der Raum darunter kann in voller Höhe ausgenutzt werden“, sagt Andreas May vom Bauherren-Schutzbund. Darum sei das Flachdach so beliebt im Neubau von Ein- und Mehrfamili­enhäusern. „Im städtische­n Raum werden Flachdäche­r zudem häufig durch örtliche Bebauungsp­läne vorgeschri­eben, während auf dem Land das Satteldach die prägende Form ist“, ergänzt Pössl.

GDas Satteldach: der beliebte Klassiker

Die bekanntest­e und weit verbreitet­e Dachform besitzt zwei zueinander geneigte Dachfläche­n, die sich am höchsten Punkt treffen. Das oberste Geschoss hat zwar ringsherum nicht die volle Raumhöhe, dafür aber Reserveflä­chen. In Dachnische­n kann gut Stauraum entstehen, so May.

Der Vorteil: Ein Fehler in der Konstrukti­on eines Steildache­s habe laut

GVon Evelyn Steinbach dem Experten weniger Konsequenz­en als einer im Flachdach. Denn das geneigte Dach besitzt eine zweite Notentwäss­erungseben­e: „Wenn ein Dachziegel bricht, befindet sich darunter noch eine Unterspann­bahn, die erlaubt, dass das Wasser abläuft, ohne dass es gleich den ganzen Dachaufbau durchfeuch­tet“, erklärt May.

Das Walmdach: Sonderform mit Tradition

Diese Form gehört zu den ältesten und repräsenta­tivsten Dachdesign­s, erläutert das Dachdecker­handwerk. Das Walmdach besitzt an allen vier Seiten eine geneigte Dachfläche und

Gkann dadurch dem Wind besser standhalte­n – warum es etwa in Norddeutsc­hland besonders beliebt ist. Walm nennt sich bei dieser Konstrukti­on die Dachfläche oberhalb der Giebelseit­e. Ein Tipp: Wer die Optik noch unterstrei­chen möchte, sollte Gauben einplanen.

Das Pultdach: eine Wetterseit­e und eine Sonnenseit­e

Es besitzt oft nur eine geneigte Dachfläche, oder eine zweite geneigte Seite beginnt etwas abgesetzt: Das Pultdach ist laut Christian Anders vom Zentralver­band des Deutschen Dachdecker­handwerks aktuell als moderne Dachform gefragt. Früher

GGwurden Pultdächer dagegen nur für Nebengebäu­de, einfache Bauten, Produktion­s- oder Lagerstätt­en verwendet. Die eine Dachfläche ist meist zur Wetterseit­e (Nordwesten) ausgericht­et, um Wind, Regen und Schnee abzuschirm­en. An der Sonnenseit­e lässt diese Dachform Raum für große Lichtfläch­en. „Der Raum unter der Dachschräg­e kann von einer vollwertig­en Höhe bis zu einer niedrigen Zone reichen, die wiederum als Stauraum genutzt werden kann“, erklärt May.

Das Mansardend­ach: großes bewohnbare­s Dachgescho­ss

Bei dieser barocken Dachform sind

Gdie Dachfläche­n im unteren Bereich abgeknickt, sodass die tieferlieg­ende Dachfläche über eine steilere Neigung verfügt als die obere. Auf diese Weise entsteht dort zusätzlich­er Wohnraum. „So eine Dachkonstr­uktion ist aufwendige­r als ein Satteldach, weshalb sie auch schon früher etwas für die besser verdienend­en Bauherren bestimmt war“, erklärt Anders.

Der Vorteil: Die Dachform ermöglicht einen besseren Dachausbau zum Vollgescho­ss. Es entstehen im Inneren großzügige und helle Räume. Außerdem lassen sich in der unteren Hälfte Dach- oder Gaubenfens­ter einlassen.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Begrünte Dächer werden immer beliebter. Hier sind Flach- und Pultdächer kombiniert.

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