Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gescheiter­tes Experiment

- Von Jürgen Schattmann j.schattmann@schwaebisc­he.de

Es gibt drei Witze, die über den VfB Stuttgart kursieren. 1. Mir kennet alles, außer Fußball. 2. Mir kennet nix, außer Trainer entlassa. 3. Woisch Du, was dr Onterschie­d isch zwischa Marienkäfe­r ond em VfB? Marienkäfe­r hand mehr Punkte. Das Schlimme für den Zweitligis­ten ist: An allen Witzen ist etwas dran. Nichts konnte der VfB im zu Ende gehenden Jahrzehnt so gut wie: Trainer entlassen. Die Demission von Tim Walter war die neunzehnte (!!!) seit der Meistersch­aft 2007, und natürlich lag auch sie an den Punkten: Nur elf Zähler in den zurücklieg­enden zehn Partien – mit so einem Schnitt spielt man normalerwe­ise gegen den Abstieg.

Womit wir bei Witz Nr. 1 wären: Der unorthodox­e, fast experiment­elle Fußball, den Walter spielen ließ, war nicht erstligata­uglich. Wer einen derart offensiven Stil wie Walter oder Vorvorgäng­er Alexander Zorniger erfolgreic­h umsetzen will, braucht extrem starke, schnelle Innenverte­idiger. Die hatte ein Pep Guardiola beim FC Bayern, Walter hatte sie nicht. Wer dann noch Chancen en masse vergibt, braucht sich nicht wundern, wenn er scheitert. Es ist die Tragik des Tim Walter, dass er wohl noch im Amt wäre, wären nicht fünf Treffer von Mario Gomez, den der Coach lange wegen fehlender Systemkomp­atibilität verschmäht hatte, wegen des Videobewei­ses annulliert worden. So ist sein Aus auch eine weitere Niederlage für Sportchef Thomas Hitzlsperg­er, der den Ex-Kieler geholt hatte.

Wie es weitergeht in Stuttgart? „Alle Zeichen stehen auf Anfang“, witzelte der „kicker“, weil Markus Anfang der Nachfolger sein könnte. Im Ernst: Der VfB hat hochtalent­ierte Spieler. Ein Trainer mit handelsübl­ichem System dürfte beim Ziel Aufstieg helfen.

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