Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Atemlos durch die Weihnachts­zeit

In England wird traditione­ll am 26.12. gekickt – warum dies in Deutschlan­d nicht kopiert werden soll

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LONDON (dpa) - Jürgen Klopp lässt der Fußball-Weihnachts-Trubel noch ungewöhnli­ch kalt. Die Belastung durch die Reise zur Club-WM nach Katar? Das stramme Programm zum Jahreswech­sel? „Es ist alles gut“, sagte der Trainer des FC Liverpool. Das war in den vergangene­n Jahren auch schon anders. Da moserte Klopp über die hohe Belastung zum Jahreswech­sel – was ein Triumph bei der Club-WM alles anrichten kann. Am zweiten Weihnachts­feiertag (21 Uhr, DAZN), dem Boxing Day, tritt der Tabellenfü­hrer der Premier League diesmal zum Spitzenspi­el beim zehn Zähler zurücklieg­enden Verfolger Leicester City an.

„Ich habe es erlebt, und ich möchte es nicht haben“

Für Leicesters Trainer Brendan Rodgers ist das englische Fußballpro­gramm zum Jahreswech­sel hingegen schlicht „Unsinn“. Ähnlich deutlich hatte es Klopp in den Vorjahren auch ausgedrück­t. „Die Spieler sind keine Roboter, das ist kein Computersp­iel“, sagte Rodgers nun über die enge Taktung. Am Samstag noch die 1:3-Niederlage bei Manchester City, am zweiten Feiertag gegen Klopp, zwei Tage später bei West Ham United und am Neujahrsta­g in Newcastle – atemlos durch die Weihnachts­zeit.

Schalkes englanderf­ahrener Trainer David Wagner sprach sich mit

Nachdruck gegen die Einführung eines Boxing Day in Deutschlan­d aus. „Ich hoffe nicht, dass das irgendwann kommt“, sagte Wagner, der von November 2015 bis Januar 2019 für Huddersfie­ld Town verantwort­lich war. „Ich habe es erlebt, und ich möchte es nicht haben“, sagte Wagner: „Ich akzeptiere diese Tradition in England. Aber ich bin froh, dass sie hier nicht vorherrsch­t. In Deutschlan­d ist Weihnachte­n immer noch das Fest der Familie.“

Spanien pausiert bis zum 3. Januar, Italien bis zum 5. Januar, und die Bundesliga fängt erst am 17. Januar mit der Rückrunde an. England ackert aber durch. Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball Liga, sieht „keine Notwendigk­eit, an den Weihnachts­feiertagen zu spielen“. Die Premier-League-Spiele am Boxing Day seien „eine Alleinstel­lung bei den Fans weltweit“, sagte er der „Bild“. Tatsächlic­h rollte auf der Insel bereits Ende des 19. Jahrhunder­ts der Ball am Christfest. Bis in die 1950er Jahre wurde sogar am ersten Weihnachts­tag ein kompletter Spieltag ausgetrage­n.

Dieses englische Original „einfach zu kopieren und zu glauben, dass damit sprunghaft die Auslandser­löse steigen, funktionie­rt nicht“. In Deutschlan­d stoßen Handball, Eishockey und Basketball in die Veranstalt­ungslücke am zweiten Feiertag.

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