Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Seniorenzentrum würde Volleyballer am liebsten direkt behalten
Johann Reusch von den Volley Youngstars macht ein Praktikum im Wilhelm-Maybach-Stift
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Volleyball wird in Friedrichshafen für gewöhnlich mit einem Kunstlederball gespielt. Nur Johann Reusch von den Volley Youngstars tauscht ihn derzeit häufiger mit einem Luftballon. Der Grund: Der Libero macht laut Pressebericht bis Ende Dezember ein dreimonatiges Pflegepraktikum im Wilhelm-Maybach-Stift.
Morgens früh – Arbeitsbeginn ist um 6.30 Uhr – sei es manchmal stressig, wenn viele Bewohner gleichzeitig aufstehen wollen und Hilfe brauchen. „Aber ich sehe es locker und fühle mich hier wohl“, sagt der Praktikant, der die Pflegekräfte bei ihrer Arbeit begleitet und unterstützt. Ganz oft wird dem 18-Jährigen die große Altersspanne zu den Bewohnern bewusst: „Die Herausforderungen, die das Alter mit sich bringt, sind was ganz Neues für mich.“
Einmal in der Woche hilft er in der Betreuung mit, unterstützt die Bewohner beim Essen, bastelt oder spielt mit ihnen. „Die Leute wollten wissen, was ich sonst mache, und so ist die Idee mit dem Luftballon entstanden“, erzählt Johann. Für die Bewohner ist das Pritschen mit dem Luftballon-Volleyball eine willkommene Abwechslung und gleichzeitig eine gute Bewegungsübung. „Sonst“ist er Libero am Häfler Bundesstützpunkt und spielt mit den Volley Youngstars in der zweiten Bundesliga. Im Sommer hat er sein zweijähriges Berufskolleg an der DrosteHülshoff-Schule abgeschlossen.
Klar gebe es Tätigkeiten, die nicht so angenehm sind. „Aber die müssen auch gemacht werden.“Für Johann Reusch überwiegt das Positive. „Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie dankbar die Menschen sind. Ich freue mich, das Lächeln und die Freude in den Gesichtern zu sehen.“Auch im Kreise seiner Kollegen fühlt er sich wohl.
Was ihm am meisten Spaß macht? „Viele Sachen“, sagt er, ohne lange zu überlegen. Der persönliche Höhepunkt
für den Hobbykoch: „Plätzchen backen mit unserem Bäckermeister.“Bewohner Ernst Buchert kann mit seiner langjährigen Erfahrung viele Tipps geben. „Der hat alle Rezepte im Kopf und die Plätzchen schmecken köstlich“, findet Johann. Wo genau die berufliche Reise für den Nachwuchsvolleyballer nach seiner dreijährigen Ausbildungszeit bei den Youngstars hingehen wird, ist noch unklar.
Für die Zeit nach seiner Karriere liebäugelt Johann Reusch mit einer Ausbildung zum Physiotherapeuten. Christoph Gresch, Hausleiter im Seniorenzentrum Wilhelm-MaybachStift, schätzt die Art und Weise, wie Johann auf andere Menschen zugeht, seine Sozialkompetenz und sein Pflichtbewusstsein. „Genau solche Menschen brauchen wir in der Pflege. Am liebsten würden wir ihn hier behalten“, sagt Gresch.
„Aber die müssen auch gemacht werden.“
Volleyballer Johann Reusch über Arbeiten im Pflegeberuf, die weniger angenehm sind.