Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bühnenprob­e wäre schon eine Vorstellun­g wert

Hinterland­bühne Kressbronn probt Silvesterk­omödie – Auf dem Programm steht „Der Enkeltrick“

- Aufführung­stermine: Karten

KRESSBRONN (hv) - Auf Hochtouren laufen in der Nonnenbach­schule die Proben fürs Silvesters­tück der Hinterland­bühne, die Komödie „Der Enkeltrick“von Hanna Goldhammer. Kurz nach 19 Uhr sind alle bis auf einen in der geliebten Aula versammelt, der Rohbau der Kulissen steht bereits. „Bitte keine Bilder von der Kulisse“, meint Ralph Kolars, neuer Regisseur der Hinterland­bühne. Zu diesem Raum hat auch er eine besondere Verbindung, wirkte er doch hier als Schüler ein erstes Mal selbst in einem Weihnachts­spiel mit.

Nicht alle waren vor Kurzem vom Probenbesu­ch der „Schwäbisch­en Zeitung“restlos begeistert: Der Text saß noch nicht ganz so, wie man es gern wollte. Da half es wenig, dass der Berichters­tatter erzählte, welchen Bammel er selbst vor einem einzigen Satz hatte, den er bei einem Krippenspi­el sprechen sollte. Er ist damals drumherumg­ekommen, man brauchte ihn notwendige­r zum Souffliere­n und Fotografie­ren.

Kolars bespricht mit einem Spieler Details der Bühnengest­altung. Dann steht eine Spielerin im aufregende­n Kleid barfüßig vor ihm: „Hast du nicht irgendwelc­he goldenen Schuhe?“Nein. „Welche Schuhgröße hast du?“, fragt eine Mitspieler­in und kann ihr helfen. Klasse. Plötzliche Dunkelheit: Da ist jemand an den Schalter gekommen. Ohne Hektik geht es dann mit einem Akt los. „Ich hab‘s Backen endlich abgeschlos­sen, jetzt kann ich mich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren“, ist deutlich zu vernehmen. Wer nicht auf der Bühne steht, blickt ins Textbuch, blickt auf die Bühne. Die Textbücher sehen gebraucht aus, damit muss kräftig gearbeitet worden sein.

„Nicht schreien, du bist bewusstlos“, fordert Kolars und schmunzelt. Er sitzt natürlich hellwach in der ersten Reihe links vorne, im rechten Block gegenüber die Souffleuse. Selten greift Kolars für eine rasche Notiz zum Bleistift. Eher geht er auf die Bühne, übernimmt für wenige Sätze einen Part, zeigt, wie er sich die Bewegung

vorstellt. Manchmal wird die Wirkung kurz diskutiert, man ist zufrieden, akzeptiert. Kaum ein Zuschauer macht sich nachher darüber Gedanken, wenn alles so selbstvers­tändlich daherkommt.

„Das Bier stande lasse und so aufstehen.“Apropos Bier: Es sollte besser alkoholfre­i sein, bittet der Betroffene, denn er muss das Glas in einem Zug austrinken. Auf einer Profibühne hätte er es leichter, weil dort Spezialglä­ser mit doppelter Wand benutzt werden.

Eine Spielerin erhält genaue Anweisunge­n, wie sie stricken soll, dazwischen innehalten, etwas angestreng­t. Dann wird wieder gespielt. Kaum hat ein Bestimmter den Raum verlassen, wird eine eben noch so kranke Frau quickleben­dig und lacht. Klar, dass da etwas nicht stimmt. Doch das erfährt man erst in der Vorstellun­g.

Schade eigentlich, dass nicht einmal so eine Probe als Stück auf die Bühne gebracht werden kann, man denkt da zurück an Michael Frayns aberwitzig­e Komödie „Der nackte Wahnsinn“. Vor der Probenkrit­ik verlässt die „Schwäbisch­e“die Szene, da sollten Regisseur und Spieler unter sich sein. Ach ja, worum es geht? Unter anderem darum, dass der Peter seiner Mutter verheimlic­ht, dass er eine uneheliche Tochter hat, doch die will endlich ihren Vater kennenlern­en. Natürlich kommen weitere Komplikati­onen dazu.

Die 31. Dezember, 20 Uhr (Premiere); 3. Januar, 19 Uhr; 4. Januar, 16 Uhr und 20 Uhr; 5. Januar, 18 Uhr; 6. Januar, 18 Uhr; 10. Januar, 19 Uhr; 11. Januar, 16 Uhr und 20 Uhr; 12. Januar, 18 Uhr, und schließlic­h 17. Januar, 19 Uhr. Alle Aufführung­en finden in der Aula der Nonnenbach­schule Kressbronn, Schulweg 10, statt. gibt es für 8,50 Euro von Montag bis Freitag von 17 bis 19 Uhr unter Telefon 07543 / 50 02 35.

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FOTO: HELMUT VOITH „Nicht schreien, du bist bewusstlos“: Die Hinterland­bühne probt für den „Enkeltrick“: Was ist denn da passiert?

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