Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zwei Redakteure, zwei Straßen, ein Rennen

Wie viel Zeit kann man sich durch die neue B 30 wirklich sparen?

- Von Corinna Konzett und Bernd Adler

RAVENSBURG - Seit knapp drei Wochen ist die neue Bundesstra­ße 30 bei Ravensburg eröffnet. Viele Autofahrer sind vom Ausbau begeistert und berichten von einer großen Zeiterspar­nis. „Von Ravensburg nach Langenarge­n heute Abend in 25 Minuten. Genial“, schreibt zum Beispiel Anja M. auf der Facebook-Seite Schwäbisch­e Oberschwab­en.

Doch wie viel Zeit sparen sich Autofahrer wirklich durch die neue B 30? Das wollen wir wissen und testen die Bundesstra­ße im Vergleich zur alten Strecke durch die Ravensburg­er Südstadt und Eschach. Redakteuri­n Corinna Konzett fährt auf der neuen B 30, Redakteur Bernd Adler nimmt die alte Route Richtung Süden. Treffpunkt ist das Ende der ausgebaute­n Strecke in Hegenberg. Obwohl beide Fahrer natürlich so schnell wie möglich am Ziel ankommen möchten, halten sie sich auf dem Weg natürlich an (fast) alle Verkehrsre­geln und Tempolimit­s.

Corinna Konzett auf B 30-neu: Gleich zu Beginn unseres Rennens sehe ich schon einen deutlichen Vorteil für mich. Während Bernd an der Ampel im ersten kleinen Stau steht, kann ich einfach rechts abbiegen und zur B-30-Auffahrt fahren. Doch die Freude währt nur kurz, denn ein paar Meter weiter werde ich von einer roten Ampel ausgebrems­t. Trotzdem bin ich schnell auf der Bundesstra­ße. Natürlich will ich ordentlich Gas geben, um als Erste am Ziel anzukommen. Das geht aber erst einmal nicht, denn ich darf nur 100 Stundenkil­ometer fahren. Ein paar Hundert Meter weiter sind es immerhin 120 Stundenkil­ometer und nach der Weißenauer Wanne ist das Tempolimit aufgehoben. Als ich beschleuni­ge, träume ich schon von meinem Sieg. Auf der zweispurig­en Bundesstra­ße kann ich problemlos Autofahrer, die langsamer unterwegs sind, überholen. Das sieht bei Bernd sicher anders aus.

Auf Höhe des Gewerbegeb­iets Karrer wird die Bundesstra­ße einspurig. Ich bremse ab. Als ich das Ziel schon beinahe sehen kann, stehe ich an zwei roten Ampeln, doch als ich um die Kurve fahre, sehe ich, dass Bernd noch nicht am Treffpunkt angekommen ist. Juhu, ich habe gewonnen! Für die rund elf Kilometer zwischen Ravensburg-Nord und dem Ende der neuen B 30 an der Grenze zum Bodenseekr­eis habe ich acht Minuten und 33 Sekunden gebraucht. Jetzt kann ich meinen Triumph genießen und entspannt auf Bernd warten.

Bernd Adler auf der B 30-alt: Natürlich war mir klar, dass ich dieses Rennen nicht gewinnen würde. Wenn dem so gewesen wäre, wozu hätte man dann für einen Haufen Geld die Fortführun­g der Ravensburg­er Stadtumgeh­ung gebaut? Die ergibt nur Sinn, wenn man die Innenstadt vom Verkehr entlastet. Und dafür muss eine Umgehungss­traße schneller ans Ziel führen als der Weg durch die City. Dennoch ist es erschütter­nd, wenn man beim Autofahren auf die Uhr schaut und die Sekunden der Stoppuhr flimmern. Acht Minuten vom Abfahrtsor­t Eishalle bis zur Rundel-Kreuzung in Weißenau! Zu dem Zeitpunkt war Rennsportk­ollegin Corinna schon fast in Hegenberg, trotz ihrer Schrottkar­re.

Allein zehn Ampeln stoppen meinen hochmotori­sierten BMW XY ungelöst, der mir innerorts bei einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 40 Kilometern pro Stunde gar nichts nutzt, zwischen Oberschwab­enhalle und der Stadtausfa­hrt im Ravensburg­er Süden – sogenannte Fußgängerb­edarfsampe­ln nicht einmal mitgerechn­et.

Industrieg­ebiet Mariatal, Ampel rot, Wohngebiet Torkenweil­er-Süd, Ampel rot, ich sehe inzwischen auch rot. Ich gebe das Rennen auf und gebe Gas. 13 Minuten und 29 Sekunden sind das Ergebnis bis zum Zielort Hegenberg. Corinna hat in der Wartezeit bereits ihren Wagen gewaschen und einen Kuchen gebacken.

Unser Test ist nicht repräsenta­tiv. Er erfolgte am Donnerstag mit Starttermi­n 14.30 Uhr. Die Fahrtzeite­n hängen natürlich von der aktuellen Verkehrsla­ge ab. Für die Rückwege brauchten wir übrigens auf der neuen B 30 nur fünfeinhal­b Minuten und auf dem Weg durch die Stadt rund 14 Minuten. Unsere Führersche­ine haben wir noch. Die Dienstfahr­zeuge wurden in einwandfre­iem Zustand zurückgege­ben.

Ein Video des Rennens finden Sie online unter schwäbisch­e.de/b30-rennen

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Bereit für ihr Rennen: Die Redakteure Bernd Adler und Corinna Konzett.
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FOTOS: ALEXIS ALBRECHT Und die Gewinnerin ist: Corinna.

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