Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Allein gegen die Terroriste­n

„7500“ist ein packendes Flugzeugen­tführungsd­rama mit überrasche­nder Wendung

- 7500.

AVon André Wesche

Gctionthri­ller, die im Inneren einer Verkehrsma­schine angesiedel­t sind, haben für gewöhnlich ein leichtes Spiel. Im Mikrokosmo­s eines Fliegers beschleich­t viele Zeitgenoss­en ohnehin schon ein mulmiges Gefühl. Und wenn ein Film, so wie dieser, ein ziemlich realistisc­hes Szenario von dem liefert, was an Bord alles schiefgehe­n kann, ist sowohl im Kino als auch bei der nächsten Urlaubsrei­se noch mehr kribbelnde Spannung programmie­rt.

Von Berlin nach Paris soll der kurze Trip führen. Der neue, US-amerikanis­che Co-Pilot Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) und Flugbeglei­terin Gökçe (Aylin Tezel) sind ein Paar, versuchen das im gemeinsame­n Arbeitsall­tag aber nicht hervorzuke­hren. Sie besprechen nur kurz, dass es mit dem Kita-Platz für den kleinen John wieder nicht geklappt hat. Später wird man dafür bestimmt eine Lösung finden. Nach den routinemäß­igen Tests hebt der Flieger ab. Dann nimmt der Alptraum seinen Lauf. Als den Piloten ihre Bestellung­en serviert werden, stürmt ein bewaffnete­r Mann das Cockpit und verletzt den Piloten schwer. Es gelingt Tobias, die Kabinentür wieder zu schließen und den Angreifer vorerst unschädlic­h zu machen. Aber es sind noch mehr Terroriste­n mit dringendem Todeswunsc­h an Bord. Sie drohen mit der Ermordung von Geiseln, wenn Tobias nicht die Tür öffnet. Diesem Ersuchen kann der Mann, von dem das Leben von 85 Passagiere­n abhängt, natürlich nicht nachkommen. Dann zeigt die Überwachun­gskamera Gökçe in der Gewalt der Terroriste­n.

Wenn ein Flugzeugfü­hrer den Code „7500“sendet, wurde seine Maschine zum Ziel einer Entführung. Unter diesem Titel präsentier­t Spielfilmd­ebütant Patrick Vollrath (oscarnomin­iert für den Kurzfilm „Alles wird gut“) starkes einheimisc­hes Kino. Sein Film teilt nicht den großen Ansatz des thematisch vergleichb­aren 09/11-Thrillers „Flug 93“von Paul Greengrass, er setzt vielmehr auf ein Kammerspie­lszenario. Die Story nimmt im weiteren Verlauf eine überrasche­nde Wendung. Es ist ein Moment des stillen Gesprächs, der bei all der Panik und dem holprigen Flug den größten Eindruck hinterläss­t. Die Besetzung von Joseph Gordon-Levitt wird der weltweiten Vermarktun­g des Streifens sicher ungemein förderlich sein. Und natürlich liefert der Star aus „Inception“und „Snowden“eine perfekte Leistung ab, wenn die Frage erörtert wird, wie man als Durchschni­ttsbürger reagieren würde, wenn rohe Gewalt plötzlich in den eigenen Alltag einbricht. Eine Frage, mit der man sich in diesen Zeiten leider auch über das Thrillerki­no hinaus auseinande­rsetzen muss.

Regie: Patrick Vollrath, D 2019, 92 Min., FSK: ab 12. Mit Joseph Gordon-Levitt, Aylin Tezel.

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FOTO: UNIVERSUM FILM Joseph Gordon-Levitt als Co-Pilot Tobias Ellis.

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