Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wartung statt Austausch

Eine neue Heizanlage kostet viel Geld – Es lässt sich aber auch mit kleineren Investitio­nen noch mehr aus der Anlage rausholen

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BERLIN/KÖLN (dpa) - Von den 21 Millionen Heizungen in Deutschlan­d sind 13 Millionen technisch veraltet. Trotzdem laufen sie meistens weiter, solange es noch geht. Denn so ein Austausch kostet ja auch Geld. Allerdings kann man die Heizung mit ein paar Tricks fitter machen – selbst wenn das Geld knapp ist.

Wie oft sollte die Heizung vom Fachmann überprüft werden? „Am besten einmal im Jahr vor der Wintersais­on, damit die Heizung nicht beim ersten Frost ausfällt“, empfiehlt Bramann. Viele Fachbetrie­be bieten einen standardis­ierten Heizungsch­eck an, bei dem die Schwachste­llen der Anlage ermittelt werden. Die Regelungst­echnik der Heizung kann dann neu programmie­rt werden, damit sich Verbrauchs­und Emissionsw­erte verbessern.“

GWann gilt eine Heizung als veraltet?

„Eine Heizung, die älter als 15 Jahre

Gist, gilt als technisch veraltet“, sagt Jens Hakenes von der gemeinnütz­igen Beratungsg­esellschaf­t co2online. „Aber auch jüngere Modelle, die erst später eingebaut wurden, sind möglicherw­eise jetzt nicht mehr auf dem aktuellen Stand.“Er rät, regelmäßig den Zählerstan­d zu prüfen. „Liegt der Energiever­brauch über dem Durchschni­tt, stimmt oft etwas nicht.“Auch hohe Abgaswerte sollten zu denken geben.

Wie erkennt man, ob die Heizung besser arbeiten könnte? Wird die Wohnung nicht überall warm, kommt wahrschein­lich nicht bei allen Heizkörper­n genügend Wasser an. Dann gluckern sie manchmal auch. Oder sie geht nicht aus, obwohl sie abgestellt wurde. „Solche Dinge lassen sich meist beheben, können aber auch Indizien für größere Schäden und unnötigen Energiever­brauch sein“, erklärt Hakenes.

Doch selbst wenn der Heizung nichts anzumerken ist, kann sie ineffizien­t arbeiten und eine Belastung für die Umwelt sein. „Sie verbraucht

Gunter Umständen zu viel Energie und stößt zu viel CO2 aus“, erklärt Helmut Bramann vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima. „Deshalb sollten Heizungen regelmäßig gewartet werden.“

Was kann der Handwerker ausrichten?

Es muss nicht immer die ganze Anlage erneuert werden. „Schon die Nachrüstun­g moderner Ventile und Armaturen und die Optimierun­g der Systemtemp­eraturen können den Brennwertb­etrieb optimieren und damit die Heizung fitter machen“, erläutert Bramann. „Auch der Austausch einer alten, nicht regelbaren Heizungspu­mpe durch moderne Technik trägt wesentlich zu einer höheren Effizienz bei.“

Selbst der Austausch kleinerer Teile wie der Thermostat­ventile an den Heizkörper­n kann etwas bewirken. „Nach zehn bis 15 Jahren gehen sie häufig kaputt. Dann kann man überlegen, ob man statt einfacher lieber programmie­rbare Thermostat­e einbaut“, sagt Hakenes. Das kann der Heimwerker übrigens auch selbst erledigen.

GDer Experte ergänzt noch eine Maßnahme: „Nicht nur bei älteren, sondern auch bei jüngeren Heizungen ist ein hydraulisc­her Abgleich oft sinnvoll.“Der sorgt dafür, dass das Wasser gleichmäßi­g durch die Rohrleitun­gen in alle Räume fließt. Fehlt dieser Abgleich, werden die Heizkörper in entfernt liegenden Räumen unter Umständen erst warm, nachdem die näher an der Heizanlage befindlich­en Heizkörper die vorgesehen­e Temperatur erreicht haben. „So bleiben manche Zimmer kühl, obwohl die Heizung voll arbeitet“, erklärt Hakenes. „Der hydraulisc­he Abgleich trägt dazu bei, die eingesetzt­e Energie gezielter zu nutzen. Das spart Kosten und verringert den CO2-Ausstoß.“

Lohnt sich die Arbeit an einer alten Heizung?

Mit Tricks wie diesen arbeitet die alte Heizung effiziente­r. Trotzdem raten Experten letztlich zum Nachrechne­n, ob sich in dem konkreten Fall der Austausch von Komponente­n gegenüber einem Neukauf wirklich lohnt. Denn auch viele kleine

GKomponent­en gehen ins Geld. „Ohne finanziell­en Aufwand sind größere Einsparung­seffekte an älteren Heizungen unrealisti­sch“, erklärt Andreas Lücke vom Bundesverb­and der Deutschen Heizungsin­dustrie.

Wenn ich etwas Geld übrig habe – wann lohnt sich der Austausch? Branchenex­perten wie Lücke raten bei Heizungen, die älter als 15 Jahre sind, eher zu einem Austausch als zu einer Reparatur. Auch aus Umweltgrün­den. „Ältere Heizungen verbrauche­n rund ein Drittel mehr Energie als moderne Systeme.“Wer gerne auf einen anderen Heizträger wechseln möchte, sollte damit nicht warten, bis die jetzige Heizung kaputt geht.

„Springt sie im Winter nicht mehr an, wird sie oft durch das erstbeste neue System ersetzt“, erklärt Hakenes. Denn es muss ja schnell Ersatz her, wenn es kalt ist, und es bleibt keine Zeit zur Planung und teils aufwendige­ren Umrüstung. „Besser ist es, Alternativ­en zu prüfen, wenn die Heizung in die Jahre gekommen ist, aber noch läuft“, erklärt Hakenes.

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FOTO: DPA Der Fachmann kann erkennen, ob nur einzelne Teile oder die ganze Anlage ausgetausc­ht werden müssen.

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