Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Räte lassen Alt-OB Schuster abblitzen
Stiftungsstreit: Alle sieben Fraktionen stellen sich hinter die Verwaltung.
FRIEDRICHSHAFEN - „Brückenbauer“wolle er sein. Das hat Stuttgarts Alt-OB Wolfgang Schuster am Freitag bei der Vorstellung seines Konzepts für die Zukunft der ZeppelinStiftung gesagt, das er im Auftrag Albrecht von Brandenstein-Zeppelins geschrieben hat. Doch nicht nur Oberbürgermeister Andreas Brand, auch sämtliche Fraktionen des Häfler Gemeinderats haben dem Gesprächswunsch Schusters eine klare Absage erteilt.
Schuster hatte nach eigenen Angaben allen Friedrichshafener Räten seine Überlegungen – Reform der Stiftungssatzung, Stitungsmittel künftig vor allem für Luft- und Raumfahrt – zukommen lassen und Gespräche zum Thema vorgeschlagen. Die Antwort der Kommunalpolitiker kommt auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“sehr prompt und eindeutig: „Sämtliche Fraktionen des Gemeinderats der
Stadt Friedrichshafen unterstützen im Streit um die Zeppelin-Stiftung voll die Rechtsposition der Stadtverwaltung. Wir möchten in dieser Phase des Rechtsstreits daher keine Stellungnahme zu Schreiben und Konzept von Herrn Schuster abgeben. Wir bedauern, dass sich der ehemalige Oberbürgermeister von Stuttgart gegen Entgelt in die Medienkampagne der Herren von BrandensteinZeppelin einspannen lässt.“
Unterschrieben ist diese „Gemeinsame Antwort“von Achim Brotzer (CDU), Anna Hochmuth (Bündnis 90/Die Grünen), Wolfgang Sigg (SPD/Linke), Dagmar Hoehne (Freie Wähler), Jürgen Holeksa (Netzwerk für Friedrichshafen), Sylvia Hiß-Petrowitz (ÖDP/parteilos) und Gaby Lamparsky (FDP). Auf die Nachfrage, ob damit Gespräche mit Schuster ausgeschlossen seien, heißt es wörtlich, „dass die Gemeinderatsfraktionen keinen Bedarf sehen, das Gespräch gleich mit welchen Beauftragten des Herrn von BrandensteinZeppelin
zu suchen“. Zuvor hatte Stuttgarts Alt-OB mehrfach vergeblich versucht, mit Oberbürgermeister Brand über seine Vorschläge zu sprechen.
Wolfgang Schuster ist im Auftrag von Albrecht von Brandenstein-Zeppelin unterwegs und wird von diesem auch für sein Engagement bezahlt. Wie der Urenkel des Grafen Ferdinand von Zeppelin hält er die Übergabe der Stiftung an die Stadt im Jahre 1947 für rechtswidrig.
Er hat vorgeschlagen, dass die Stadt selbst den angeblich rechtswidrigen Zustand verändert, indem sie die Stiftungssatzung umschreibt und die Mittel der Stiftung, die vor allem von ZF und der Zeppelin GmbH erwirtschaftet werden, künftig für die Förderung von Luft- und Raumfahrt verwendet werden. Sein Auftraggeber versucht seit 2015 auf juristischem Wege, die Stiftung in ihrer alten Form wiederherstellen zu lassen und sie der Kontrolle der Stadt zu entziehen.