Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Netzwerk interpretiert Gutachten völlig anders als die Kreisverwaltung
In den Erläuterungen zum Gutachten aus dem Jahr 2013 gibt das Landratsamt vier Hauptpunkte an, warum das Gebäude aus „planerischer, wirtschaftlicher und ökologischer Sicht keine Zukunft hat“. 1. Die Gebäudesubstanz sei nicht zu halten, eine völlige Entkernung sei nötig. 2. Es gebe bei einer Sanierung
keinen Flächenzuwachs, das Gebäude könne nur unwesentlich erweitert werden. 3. Der Brandschutz erfordere eine höhere Materialstärke (durch Aufspritzung) beim tragenden Stahlbeton. 4. Die Kosten einer Generalsanierung seien vergleichbar mit denen eines Neubaus. Das Netzwerk widerspricht allen vier Punkten energisch. Gemeinderat Philipp Fuhrmann glaubt nicht, dass das Gebäude komplett entkernt werden müsste. Man könne einen Mittelweg bei der Sanierung finden und das Gebäude so auf einen guten Stand ertüchtigen. Den Beton könne man erhalten, die Fassade müsse nicht zwingend ausgetauscht werden. Es müsse nicht überall die Maximalvariante gefahren werden. „Die Gebäudesubstanz ist gut“, sagt Fuhrmann. Auch beim Thema Flächenzuwachs widerspricht das Netzwerk. Die angestrebte Arbeitsplatzgröße werde derzeit mit 17 Quadratmetern pro Mitarbeiter angegeben. „Im Gutachten steht, man kann auf elf
Quadratmeter runterkommen“, sagt Fuhrmann, wenn man sie etwa teilweise in Großraumbüros organisiere. „Bei der gleichen Gebäudehülle hat man dann etwa ein Drittel Arbeitsplätze mehr.“,Außerdem könne der Nord- und der Westflügel des Gebäudes erweitert werden, wenn man neue Treppentürme einbaue. Dadurch könnten zusätzliche Arbeitsplätze angedockt werden. „Wir sehen durchaus einen Flächenzuwachs“, sagt der Netzwerk-Gemeinderat.
Beim Thema Brandschutz verweist das Netzwerk darauf, dass das Gutachten bereits eine einfacher zu realisierende Variante (Nummer zwei) enthält. „Unsere Architekten sind der Auffassung, man kann den Brandschutz auch ohne Aufspritzung zufriedenstellend lösen“, sagt Fuhrmann. „Diese Variante stellt die eindeutig wirtschaftlichere und auch ästhetisch wünschenswerte Lösung dar“, zitiert das Netzwerk aus dem Gutachten. Was die Kosten betrifft, verweist das Netzwerk auf die Kalkulation aus dem Jahr 2013. Hier werden Kosten für die Generalsanierung ohne Erweiterung zunächst auf rund 15 Millionen Euro geschätzt, Abbruch und Neubau auf rund 24 Millionen Euro. „Es trifft das Gegenteil von dem zu, was die Neubaubefürworter behaupten“, sagt Fuhrmann. „Wesentlich kostengünstiger“ sei die Generalsanierung, das stelle der Erläuterungsbericht klar. Nach einer detaillierten Kalkulation für eine Maximalsanierung komme man letztlich auf Kosten von über 29 Millionen Euro. Dem werden rund 30 Millionen für einen Verwaltungsneubau gegenübergestellt. „Das Gutachten gibt nicht her, dass Sanierung und Neubau gleich teuer sind“, sagt Fuhrmann. Er glaubt dagegen, dass eine maßvolle Sanierung für 20 Millionen möglich ist. Die 30 Millionen für einen Neubau seien dagegen kaum realistisch. Fuhrmann behauptet, dass ein Neubau für 550 Mitarbeiter insgesamt rund 44 Millionen Euro kostet. Grundsätzlich verweist das Netzwerk aus ökologischer Sicht auf das Thema „graue Energie“. Dass man also die Energie, die bereits in den Bau gesteckt wurde, und die, die man bei Abriss und Entsorgung braucht, ebenfalls bedenken müsse. Dass ein Neubau ökologisch sinnvoller sei, bezweifelt das Netzwerk schon allein wegen der vorgesehenen Tiefgaragen aus Beton. Neben der Sanierung des alten Gebäudes, ist für das Netzwerk ein kleiner, zusätzlicher Bau auf dem Parkplatz denkbar, in dem auch ein Bürgeramt untergebracht werden könnte. Als Interimslösungen schlägt man das Karl-Olga-Haus oder ein Gebäude im Fallenbrunnen vor. (at)