Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gutachten kann man in die Tonne klopfen
Ein Gutachten kann man so oder so interpretieren, das wird im Fall des alten Landratsamtes deutlich. Während für die Kreisverwaltung klar ist, dass man das Gebäude nicht mehr sanieren kann und deshalb neu bauen muss, sagt das Netzwerk für Friedrichshafen, dass eine Sanierung sehr wohl möglich ist. Für beide Ansätze liefert das Gutachten einige Argumente.
Worauf kann man sich in diesem Fall also verlassen? Unbestritten ist zunächst der Platzmangel im Landratsamt. Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung brauchen dringend weitere Räume. Ebenfalls klar ist, dass die öffentliche Hand das Problem so lösen muss, dass mit dem Geld der Steuerzahler vernünftig umgegangen wird. Und im Zeichen des Klimawandels ist außerdem sonnenklar, dass unsere Ressourcen dabei verantwortungsvoll eingesetzt werden müssen.
Auf der Basis des besagten Gutachtens, das sieben Jahre alt ist und komischerweise genauso lang öffentlich nicht zugänglich war, haben Kreisverwaltung und Kreistag sich für einen Neubau entschieden. Seitdem ist aber recht viel Zeit vergangen. Es gibt mittlerweile neue ökologische Erkenntnisse und andere finanzielle Voraussetzungen. Diese sollten die demokratisch gewählten Vertreter bei ihrer Planung berücksichtigen.
Am besten wäre es deshalb, das Gutachten in die Tonne zu klopfen und im Rahmen eines offenen Wettbewerbs die Fachleute auf der Basis der neuesten Erkenntnisse Vorschläge machen zu lassen. Mit dem alten Gebäude als Teil der Lösung oder eben nicht, ergebnisoffen. Dann wissen die Kreis- und Gemeinderäte, was man letztlich für welches Geld bekommt und können eine vernünftige Entscheidung fällen.