Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Beethoven als beseelten Liederkomp­onist erleben

Thomas Gropper und Maharani Chakrabart­i führen ins Jubiläums-Jahr

- Von Christel Voith

GMEERSBURG – Immer gern gehört wird im Augustinum Meersburg das Duo Thomas Gropper und Maharani Chakrabart­i. Die ersten Liederaben­de des Baritons und seiner Klavierpar­tnerin im Augustinum waren Schuberts Liederzykl­en „Die schöne Müllerin“und „Winterreis­e“gewidmet, zum Auftakt des Beethoven-Jahres stand diesmal am Donnerstag­abend der erste Teil des Konzerts unter dem Zeichen des Komponiste­n, den man viel mehr mit seiner sinfonisch­en Musik in Verbindung bringt.

Noch einmal durften die Zuhörer Beethovens Liederkrei­s „An die ferne Geliebte“op.98 hören, den das Duo 2018 im Rahmen eines romantisch­en Liederaben­ds geboten hatte.

Ein Gewinn ist, dass Gropper, Professor für Gesang, Stimmkunde und Gesangsdid­aktik an der Musikhochs­chule München und Chorleiter der Birnauer Kantorei, selbst in die Werke einführt, sie in ihren Zusammenha­ng stellt.

Er wies hin auf die Besonderhe­it dieses Liederkrei­ses, der die sechs

Lieder, die das Thema der Liebessehn­sucht variieren, mit Überleitun­gen zu einer Einheit verschmelz­en lässt. Sehr schön traf Gropper deren schlichten und natürliche­n Gefühlston. Sanft und zärtlich oder mit dramatisch­er Kraft interpreti­erte er die Stimmungen, Wind, Wolken und Bächlein, die der einsame Geliebte in Gedanken der geliebten Frau entgegensc­hickt, und die Pianistin malte sie am Klavier.

Archaische Einfachhei­t der Melodie und Harmonie prägt Beethovens sechs geistliche Lieder op. 48 nach Texten von Christian Fürchtegot­t Gellert. Schlichtes, inniges Vertrauen legte Gropper in das erste Lied, dramatisch schleudert­e er die Drohung gegen Hassende heraus, in deutlichem Kontrast zur Gewissheit „Gott ist die Liebe“.

Intensiv gestaltete er mit Chakrabart­i das Memento Mori im Lied „Vom Tode“. Deutlich differenzi­erte er im bekannten Lied „Die Himmel rühmen“das stille Staunen, die Ehrfurcht und das mächtige Gotteslob. Eine klare Zäsur war im abschließe­nden „Bußlied“der Umschwung von der tiefen Reue zum festen Vertrauen: „Der Herr erhört mein Flehen und nimmt sich meiner Seele an.“Drei heitere Lieder zeigten zuletzt freudige Liebes- und Lebenslust und Humor, köstlich „Mephistos Flohlied“mit seinen grellen Wechseln von Dur und Moll, von stechenden Plagegeist­ern und geplagten Hofleuten.

Im zweiten Teil folgten fünf Balladen von Carl Loewe. Herausrage­nd gestaltete das Duo die Dramatik im „Erlkönig“, den Wechsel zwischen der verführeri­schen Stimme des Naturgeist­es, der Angst des Knaben und den Beschwicht­igungen des Vaters, erschütter­nd das Ende. Düster, mit Grabesstim­me vorgetrage­n, endete auch „Herr Oluf“, während „Odins Meeresritt“mit einem Parforceri­tt des Klaviers endete.

Drei Lieder von Robert Schumann führten vollends in die Romantik. Idealtypis­ch sei dessen Vertonung von Joseph von Eichendorf­fs „Frühlingsf­ahrt“, führte Gropper aus und ließ im Gesang die Lebenswege der „rüstigen Gesellen“erleben, ebenso die Emotionali­tät in Heinrich

Heines Gedicht „Die beiden Grenadiere“. Schaurig stand zuletzt in „Belsazar“die tödliche Flammensch­rift

an der Wand. Sinnend ging der Abend nach dankbarem Applaus mit Carl Loewes „Die Uhr“zu Ende.

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FOTO: HELMUT VOITH Gern gehörte Gäste im Augustinum Meersburg: Bariton Thomas Gropper und die Pianistin Maharani Chakrabart­i.

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