Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eine Milka-Kuh kommt aus Schlier
Von Fotografenteam gecastet: Fellige Schönheiten aus der Region zieren neue Milka-Verpackungen
SCHLIER - Auch Milka scheint mittlerweile mitbekommen zu haben, dass Kühe nicht lila sind. Seit wenigen Wochen zieren Gerda, Moocha, Katja, Marisa und Lola die sündig knisternden Verpackungen. Eine der muhenden Schönheiten kommt von einem Hof aus Schlier, wie Informationen der „Schwäbischen Zeitung“bestätigen. Nur welche?
Seit 1973 wirbt der Schokoladenhersteller Milka beinahe durchgängig mit der lila gefleckten Kuh. Ein Markenzeichen, das sich stark in die Köpfe der Verbraucher eingebrannt hat. Doch ein neuer PR-Gag des Lebensmittelkonzerns Mondelez, zu dem Milka gehört, lässt sowohl Fans als auch Kritiker des SchokoladenHerstellers aufhorchen: Seit Dezember gibt es „die echten Kühe von Milka“auf den Tafeln – zusätzlich zu denen mit lila Kuh.
Da es im Voralpenland nun mal die schönsten Kühe gibt, ist es kein Wunder, dass die vierbeinigen Models aus der Region sein sollen. Mondelez und der Schlierer Bauer haben sich gemeinsam entschieden, zur Kampagne keine Interviews zu geben, weshalb ein Statement des regionalen Kuh-Models ausbleibt. Eine Schliererin erzähl, dass die Kuh im Sommer mit großem Aufwand von einem ganzen Fotografenteam gecastet worden sei. Auch im Großraum
Friedrichshafen sollen drei der insgesamt fünf Kühe leben.
Glaubt man der Werbung, kommt Milka-Milch unter anderem von genau diesen Kühen, also auch aus Schlier. Fotos sind es allerdings keine, die die neuen Milka-Verpackungen zieren. Jedoch sehr realitätsgetreue Illustrationen der Kühe, die an Fotografien angelehnt zu sein scheinen. Die Ohrmarken, die jede Kuh tragen muss, wurden in der Zeichnung nicht übernommen. Immerhin muss die lila Kuh ja auch keine tragen.
In den Verpackungen werden die Kühe mit ihren Eigenschaften vorgestellt. So ist Lola beispielsweise ein schwarzer Holstein mit „einem Herz aus Gold“, die die Gesellschaft von Menschen liebt. Katja, die auch unter Kattie bekannt sein soll, ist der einzige Simmentaler auf ihrem Hof und sehr temperamentvoll. Vielleicht verstecken sich hier ja die Hinweise, die dem Kuh-Kenner verraten, wo welche Kuh zu Hause ist.
Laut Milka sei die Marketingkampagne eine Hommage an die echten Kühe. In Zeiten, in denen der Konsument genau wissen will, woher sein Betthupferl kommt, springt Milka auf den Zug auf, das Produkt persönlicher und transparenter zu gestalten.
Immer wieder hat Milka für Schlagzeilen gesorgt. Seit Ewigkeiten halten sich Gerüchte, Stadtkinder würden denken, Kühe seien wirklich lila. Auslöser für das Gerücht war ein Malwettbewerb in Bayern in den 1990er-Jahren, bei dem von etwa 40 000 Kindern 30 Prozent die Farbe lila für das Ausmalen einer Kuh gewählt haben. Daraufhin folgten etliche Studien, die die Frage klären sollten, wie sehr Werbung sich auf die Entfremdung des Menschen von der Natur auswirke.
In sozialen Medien wird die Abbildung der echten Kühe derzeit heiß diskutiert. Die Bilder seien realitätsfern, eine glückliche Kuh habe Hörner und Marisa schaue so grimmig, weil sie „keinen Bock mehr hat, ausgebeutet zu werden“, wie Nutzer auf der Plattform Instagram kritisieren. Eine weitere Nutzerin sagt zu der Kritik: „An alle Nutzer, die hier von „realitätsfern“reden: Ist etwa die lila Kuh, die bisher auf Verpackungen beziehungsweise in der Werbung zu sehen ist, realistisch?“
Aber keine Sorge, auf wen die echten Kühe befremdlich wirken: Es gibt auch noch die Schokoladentafeln mit der lila Kuh zu kaufen. Eine Frage bleibt dabei allerdings noch offen: Muss Milkas Alpenschokolade nunoralpenland-Schokolade heißen?