Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Towerstars-Ultras erhalten Stadionverbot
Ravensburg reagiert auf Vorkommnisse im Spiel gegen Landshut
Von Thorsten Kern und Michael Panzram
GRAVENSBURG - Das dritte Aufeinandertreffen der Ravensburg Towerstars und des EV Landshut in der aktuellen DEL2-Saison hat drastische Konsequenzen. Nachdem es bei den zwei Spielen zuvor schon zu Auseinandersetzungen gekommen war, erreichte die Fanfeindschaft am Sonntagabend in der CHG-Arena eine Stufe, die die Towerstars in Absprache mit der Stadt Ravensburg und der Polizei dazu veranlassten, die Ravensburger Ultragruppierung B1Crew mindestens für den Rest der Saison aus dem Stadion zu verbannen. Schon für die Partie der Towerstars am Dienstag (20 Uhr) gegen den ESV Kaufbeuren gilt das Verbot für die 20 bis 25 Fans, die der B1-Crew zuzuordnen sind.
Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan musste am Montag nicht lange überlegen, was er von Leuten hält, die eher an Provokationen und Randalen interessiert zu sein scheinen als am Eishockeysport. „Idioten“, sagt Schan. Wieder einmal sorgte eine Partie der Towerstars gegen Landshut für negative Schlagzeilen. „Fans beider Seiten sind immer emotional“, meinte Towerstars-Trainer Rich Chernomaz am Sonntagabend. „Das ist einerseits schön, weil sie Stimmung machen. Aber die Spiele und die Tabelle sind sehr eng, manchmal trinken sie vielleicht zu viel Bier.“Kritik freundlich verpacken, um die Fans nicht pauschal zu verärgern, kann man dazu wohl nur sagen. Da passte auch die Aussage von Landshuts neuem Trainer Leif Carlson dazu: „Ich hatte meine Augen auf dem Eis und habe gar nichts mitbekommen. Ich habe mich später gewundert, warum unsere Fans früher gehen mussten.“Das kann man dem Schweden glauben, muss man aber nicht.
Deutlicher wurde da Schan am Tag nach der Eskalation im Fanblock und dem Einsatz zahlreicher Polizisten. „Die Provokation aus unserem B1-Block war genauso schlimm wie die Reaktion der Landshuter“, sagte der Towerstars-Geschäftsführer. Einige Ravensburger Anhänger hatten eine geklaute Landshut-Fahne hochgehalten und sie unter hämischen Kommentaren zerschnitten. „Totaler Blödsinn“, sagte Schan. Am Montagnachmittag gab es ein Gespräch zwischen Polizei, Towerstars-Teammanager Raphael Kapzan und Vertretern der Stadt. Mit einem unmissverständlichen Ergebnis: Die Towerstars schlossen die sogenannte B1-Crew – die nach ihren Plätzen in der Halle benannte Ultragruppierung – mindestens für den Rest dieser Eishockeysaison aus. „Es geht nicht anders“, rechtfertigte Schan die Maßnahme: „Die Zuschauer sollen sich sicher fühlen. Wir distanzieren uns ganz klar von den Vorfällen. Wir lassen uns nicht mehr an der Nase herumführen.“
Dass er die Mitglieder der B1-Crew, womöglich auch welche, die am Sonntag gar nicht in der Eishalle waren, mit dem pauschalen Stadionverbot gewissermaßen in Sippenhaft nehmen könnte und damit riskiert, dass die Maßnahme juristisch angezweifelt werden könnte, sei ihm bewusst, sagte der Geschäftsführer auf Anfrage. Schan verwies aber auf das Hausrecht der Towerstars.
Rund 20 bis 25 Fans trifft das ab sofort geltende Stadionverbot laut Schan. „Vielleicht solidarisieren sich noch ein paar und kommen auch nicht mehr, aber wir haben keine andere
„Wenn Familien mit Kindern da sind und so etwas sehen, kommen sie doch nie wieder“
Wahl.“Mindestens bis zum Ende der laufenden Saison darf die B1Crew, die gerade ihren zehnten Geburtstag gefeiert hat, nicht in die CHG-Arena. „Vielleicht“, hofft Schan, „begreifen sie es endlich“. Zum ersten Mal gilt das Verbot am Dienstag (20 Uhr) beim Derby gegen den ESV Kaufbeuren.
„Wir müssen ein Zeichen setzen. Für uns, fürs Eishockey, für unsere Zuschauer“, bekröftigt Schan. Er sei zwar überhaupt kein Freund von Stadionverboten. Aber: „Wenn Familien mit Kindern da sind und so etwas sehen, kommen sie doch nie wieder“, meinte Schan.
Die Kosten für den Polizeieinsatz trägt übrigens wie im Fußball das Land. „Es ist eine Sportveranstaltung“, sagte Schan. „Traurig genug, dass wir so etwas überhaupt brauchen.“Künftig wird es wohl nicht nur bei der provisorischen Bauzaunlösung bleiben wie am Sonntag. „Fanblöcke einzuzäunen hat für
Geschäftsführer Rainer Schan mich etwas von Tierhaltung“, sagte der Geschäftsführer. „Leider muss ich aber zustimmen, dass es in Zukunft wohl nur mit festen Einrichtungen geht.“Das ist auch die Forderung der Polizei. Denn die Gitter wurden von den Landshuter Chaoten relativ leicht niedergetreten.
Wieder waren nach Polizeiangaben Chaoten aus Aalen und Heidenheim mit dabei, die aus der Fußballszene kommen. Die einen sympathisieren seit Jahren mit den Landshutern, die anderen sind mit Ravensburgern befreundet.
Als die Polizei die Landshuter Anhänger aus der CHG-Arena führte, mussten die Beamten Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen, um eine Eskalation zu vermeiden. Das Verhalten der EVL-Chaoten kommt auch im Landshuter Fanlager nicht gut an. Fast einhellige Meinung in diversen Foren: Solche Fans wolle man nicht haben. EVL-Geschäftsführer Ralf Hantschke überlegt sogar, den Gästeblock zu sperren, wenn die Towerstars Ende Februar in Landshut spielen. „Vielleicht müssen auch wir in Zukunft sagen, dass bei Spielen gegen Landshut keine Gästefans mehr kommen dürfen“, sagte Schan.