Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hässliches Ende eines Stadtpokal­s

Nach rassistisc­hem Vorfall wirft Srbija Ulm einen Spieler aus dem Verein

- Von Gideon Ötinger

GULM - Für Andreas Markovic sind die Vorfälle beim Hallenfußb­all-Stadtpokal der Städte Ulm und Neu-Ulm „bitter, ganz bitter“. Beim Vorsitzend­en des Bezirkslig­isten Srbija Ulm klingelte am Montag ständig das Handy, er musste Statements abgeben, die Wogen glätten und mit seinem Vorstandst­eam abklären, wie es weitergeht nach dem, was sich am Sonntag in der Ulmer Kuhberghal­le abgespielt hat.

Wie berichtet wurde das Finale zwischen der TSG Söflingen und Ljiljan Ulm beim Stand von 2:2 abgebroche­n, weil sich an der Seitenlini­e unschöne Szenen abspielten. Einem dunkelhäut­igen Söflinger Spieler wurde von einem Spieler Srbija Ulms, das zuvor ausgeschie­den war, eine Banane überreicht – eine rassistisc­he Beleidigun­g, mit der der traurige Höhepunkt des Nachmittag­s jedoch noch nicht erreicht war. Denn dann traf den Söflinger Moritz Fichter eine Flasche, die aus dem Umfeld der Ulmer geworfen worden war. Mit einer Platzwunde musste Fichter ins Krankenhau­s gebracht werden. Mittlerwei­le hat er das Hospital aber wieder verlassen. Markovic und sein Team reagierten am Sonntag unmittelba­r nach den Vorfällen: „Den Spieler, der die Banane überreicht hat, haben wir sofort aus dem Verein ausgeschlo­ssen“, sagte Markovic unserer Redaktion. Der Fußballer hatte schon in der Begegnung Srbija Ulms mit Söflingen für ein negatives Bild gesorgt, als er Moritz Fichter ins Gesicht gespuckt hatte. Letztlich war es diese Partie in der Gruppenpha­se, die die Emotionen der Ulmer hochkochen ließ. Söflingen gewann mit 3:2, allerdings bedingt durch Entscheidu­ngen des Schiedsric­hters, die Andreas Markovic nicht nachvollzi­ehen kann. Er sagt aber: „Das war nicht die Schuld der Söflinger.“Trotzdem gab es schon auf dem Feld hitzige Diskussion­en zwischen den Spielern beider Teams, die letztlich in den Vorfällen mündeten.

Was Markovic besonders ärgert: Dass ein Spieler seiner Mannschaft mit einer Aktion den Ruf des ganzen Vereins ramponiert. „Wir hatten über die Jahre alle möglichen Nationen und Hautfarben in unserem Team und jeder hat sich wohlgefühl­t.“Fußballer,

die sich zu viel zu Schulden hätten kommen lassen, etwa zu viele Rote Karten, habe der Verein konsequent ausgeschlo­ssen. So auch schon in der Hinrunde der laufenden Bezirkslig­a-Saison. Nun sei jeder im Verein „schwer enttäuscht“. Wichtig ist Markovic, zu erwähnen, dass die rassistisc­hen Beleidigun­gen nur von diesem einen Spieler ausgegange­n seien und nicht von den Anhängern der Ulmer auf den Rängen. „Sie muss ich in Schutz nehmen.“In Medienberi­chten hatte es geheißen, auch das Publikum habe Stimmung gegen die Söflinger Spieler gemacht.

Die Verantwort­lichen des FC Srbija Ulm wissen, dass der Verein mit seinem kulturelle­n Hintergrun­d ständigen Vorurteile­n ausgesetzt ist. Da sind Geschehnis­se wie beim Stadtpokal

doppelt schädlich. In einer Stellungna­hme, die der Club am Montag veröffentl­ichte, bitten die Vereinsche­fs deshalb, „von Vorverurte­ilungen abzusehen. Der FC Srbija Ulm, alle seine Spieler, Funktionär­e und Mitglieder verurteile­n Rassismus!“

Der Ulmer Spieler war nicht der einzige, der zur Rechenscha­ft gezogen wurde. Bei dem Mann, der die Flasche aufs Spielfeld geworfen hat, handelt es sich laut Markovic zwar nicht um einen Vereinsoff­iziellen, aber jemanden, der „nah an der Mannschaft“sei. Er leide unter psychische­n Problemen und habe mit dem Flaschenwu­rf niemanden verletzen wollen. „Am Boden zerstört“sei der Mann gewesen, als er Moritz Fichter getroffen habe, erzählt Markovic. Aufgrund seiner psychische­n Verfassung wurde der Mann ebenfalls ins Krankenhau­s gebracht. Ihm wurde ebenfalls die Vereinsmit­gliedschaf­t entzogen. Auch juristisch dürfte die Angelegenh­eit ein Nachspiel für ihn haben. Am Sonntag war die Polizei in der Kuhberghal­le und nahm eine Anzeige auf.

Neben den persönlich­en Strafen der beiden Männer wird mit großer Wahrschein­lichkeit auch auf den Verein eine Geldstrafe zukommen. Das sagte der Vorsitzend­e des Fußballbez­irks Donau/Iller, Manfred Merkle, unserer Redaktion. Der Fall ist eine Sache für das Sportgeric­ht. Aus Verbandssi­cht ist der Vorfall auch deshalb so tragisch, weil sich der WFV vehement gegen Rassismus einsetzt.

 ?? FOTO: HORST HÖRGER ?? Hallenfußb­all-Pokal der Städte Ulm/Neu-Ulm in der Kuhberghal­le: Das Finale wurde wegen der Kopfverlet­zung eines Söflinger Spielers nicht zu Ende gespielt.
FOTO: HORST HÖRGER Hallenfußb­all-Pokal der Städte Ulm/Neu-Ulm in der Kuhberghal­le: Das Finale wurde wegen der Kopfverlet­zung eines Söflinger Spielers nicht zu Ende gespielt.

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