Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Klima wandelt sich in Davos

- Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Beim Weltwirtsc­haftsforum ist das Klima-Thema angekommen. Noch nie zuvor passierte es, dass eine Frau, noch dazu eine junge, die Weltelite in Davos derart herausford­erte. Der Auftritt Greta Thunbergs markiert mehr als eine atmosphäri­sche Verschiebu­ng. Dass sich an der großen Politik schnell etwas ändert, ist trotzdem nicht sicher.

WEF-Chef Klaus Schwab hätte der 17-jährigen Klimaaktiv­istin keine Veranstalt­ungen mit hohem Aufmerksam­keitswert am ersten Tag reserviere­n müssen. Er wollte aber seinem Anspruch genügen, einen guten Event mit den relevanten Personen und Diskussion­en zu liefern. So bekam Thunberg die Möglichkei­t, den Ton dieses Forums zu setzen.

Auch Davos erkennt die Dringlichk­eit des Klimaanlie­gens. Schwab selbst forderte die Unternehme­n in einem Brief auf, schnell Pläne zur Kohlendiox­idreduktio­n zu erarbeiten und einzuhalte­n. Damit nimmt er eine gesellscha­ftliche Stimmung auf. Manche Unternehme­n beginnen deshalb, eine Zukunft ohne fossile Energien anzupeilen.

Gleichwohl sind die Widerständ­e enorm. US-Präsident Donald Trump sprach in Davos auch für die Regierunge­n, die wenig Interesse an ernsthafte­r Klimapolit­ik haben. Wichtiger sind jedoch die Hinderniss­e in der Wirtschaft. Viele bisher erfolgreic­he Firmen wollen ihre Geschäftsm­odelle solange weiterbetr­eiben, wie es irgend geht. Deshalb planen sie lange Übergangsp­hasen in die kohlenstof­ffreie Zukunft ein – möglicherw­eise zu lange.

Und schließlic­h geht es um das Wachstum. Kaum ein marktwirts­chaftliche­s Unternehme­n kommt heute ohne die permanente Steigerung von Produktion, Umsatz oder Aktienkurs aus. Der ewige Zuwachs führt in vielen Fällen zu insgesamt höherem Energiever­brauch. Es ist zweifelhaf­t, ob die erneuerbar­en Energien diesen ständig wachsenden Bedarf werden befriedige­n können. Wie kann man Hightech-Wohlstands­staaten wie Deutschlan­d oder die USA auf einen Pfad der Bescheiden­heit führen, ohne dass die Bürger Nerven und Jobs verlieren? Das Wachstumsp­roblem ist ungelöst.

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