Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Vorher war auch nicht alles schlechter als nachher
In unserer modernen Zeit ist es insbesondere in der Reklamebranche üblich, sich des Mittels der Vorher-Nachher-Bilder zu bedienen. Bei Produkten mit Gewichtsreduktionshintergrund werden gerne zunächst Leute gezeigt, deren offensichtliches Übergewicht extra mit hartem Licht und auffallender Gesichtsblässe in Szene gesetzt wird. Nach erfolgreicher Diätisierung sind die gleichen Personen dann – mit gesundem Teint – in weichem Licht gezeichnet. Natürlich fast bis zur Unkenntlichkeit erschlankt, sodass sich der Betrachter fragt, ob es sich überhaupt um die identischen Personen handelt.
Interessant sind auch VorherNachher-Experimente auf dem Gebiet der Kosmetik. Wobei die Beweiskraft im Zeitalter der Bildnachbearbeitung doch deutlich leidet. Mit dieser Technik wirkt selbst ein chinesischer Faltenhund hinterher glatt wie ein Delfin. Das soll uns natürlich nicht an der Redlichkeit von Werbung zweifeln lassen.
Interessant wäre freilich, ob der Erfolg einer Diät am Ende auch gehalten hat. Also ein Foto, das die Person noch deutlich nachher nach dem
Nachherbild zeigt. In nicht wenigen Fällen würde sich Ernüchterung einstellen. Dafür gibt es prominente Belege. Zum Beispiel der ehemalige Fußballmanager Reiner Calmund, der sich medienwirksam von 163 Kilo zeitweilig immerhin 30 weghungerte. Erklärtes Ziel: die Teilnahme an einem Halbmarathon. Ob er das zu Fuß bewerkstelligen wollte, ist nicht überliefert. Entsprechende Erfolgsmeldungen stehen aus. Trotzdem ahnen wir: Vorher war auch nicht alles schlechter als nachher. (nyf )