Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Herausgeber Hermann Heidegger 99-jährig gestorben
RAVENSBURG (sz) - Hermann Heidegger hat über 80 Werke seines aus Meßkirch stammenden Vaters Martin Heidegger ediert, und er hat seinen Vater unbeirrt gegen Angriffe verteidigt, Antisemit gewesen zu sein, auch nach der Veröffentlichung der „Schwarzen Hefte“. Wie jetzt bekannt wurde, ist Hermann Heidegger im Alter von 99 Jahren in Stegen im Breisgau gestorben. Eigentlich war er nicht der leibliche Sohn des Philosophen. Aber Martin Heidegger hat ihn adoptiert und ihm auch die Aufgabe übertragen, sein Werk zu betreuen. Hermann Heidegger, 1920 in Freiburg zur Welt gekommen, studierte zunächst bei seinem Vater, ging dann zur Wehrmacht und kehrte 1947 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. Im rechtskonservativen Antaios-Verlag hat er über diese Erfahrung ein Buch publiziert. Nach einem Lehramtsstudium und der Promotion bei dem Freiburger Historiker Gerhard Ritter über „Die deutsche Sozialdemokratie und der nationale Staat“ging er – gegen den Willen seines Vaters – zur Bundeswehr. Dort hat er ein Handbuch ediert und Informationen für die Truppe editorisch betreut. Von 1985 bis 2015 hatte Hermann Heidegger den Vorsitz des Kuratoriums der Martin-Heidegger-Gesellschaft mit Sitz in Meßkirch inne.
Die Heidegger-Gesamtausgabe, die auf 102 Bände konzipiert ist, wird inzwischen von seinem Sohn Arnulf betreut. In einem Interview in der „Zeit“hat Hermann Heidegger einmal bekannt, dass er „Sein und Zeit“, das Hauptwerk Martin Heideggers, nie verstanden habe.