Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Towerstars drehen im Schlussdrittel auf
Ravensburg gewinnt 5:2 gegen den ESV Kaufbeuren – Koskiranta trifft doppelt
Von Michael Panzram
GRAVENSBURG - Wichtiger Derbysieg für die Ravensburg Towerstars. Gegen den ESV Kaufbeuren gewann die Mannschaft von Trainer Rich Chernomaz am Dienstagabend mit 5:2. Im Schlussdrittel drehten die Ravensburger auf, verdienten sich die drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten um einen Play-off-Platz und kletterten auf Platz sechs. „Das war ein Sieg der ganzen Mannschaft. Ich bin stolz auf die Jungs“, lobte Chernomaz.
Zwei Tage nach den Vorfällen gegen den EV Landshut war es natürlich kein normales Spiel in der Ravensburger CHG-Arena. Das wäre es aber auch unter anderen Umständen nicht gewesen, denn der Gegner hieß schließlich ESV Kaufbeuren – es war somit die dritte emotional aufgeladene Partie für die Towerstars innerhalb von fünf Tagen (schon am Freitag waren sich die beiden Mannschaften in Kaufbeuren begegnet). Die Polizeipräsenz vor und in der Halle war wegen des Derbys entsprechend groß.
Ein Einsatzwagen parkte direkt gegenüber der Arena am großen Parkplatz der Oberschwabenhalle. Neben dem Auto stand schon eine halbe Stunde vor dem Spiel eine größere Gruppe junger Männer, die sich scheinbar auf eine Art Einheitskleidung verständigt hatten: weiße Schuhe, Jeans, schwarze Jacke, viele hatten die Kapuze auf – die B1-Crew war natürlich da, obwohl sie nach dem Stadionverbot nicht an ihren gewohnten Platz in der Arena durfte. Die verbannte Ultragruppierung zeigte sich also trotzdem, wenn auch nur bis kurz vor dem Spielbeginn. Wenige Minuten vor dem Eröffnungsbully zogen die Crewmitglieder ab – wort- und grußlos. Im Stadion war das Fehlen der Ultras vor allem deshalb zu bemerken, weil ihre Banner und die Fahnen fehlten, die sonst während des Spiels unaufhörlich im B1-Block geschwenkt werden. An der Stimmung fehlte es aber auch
– Tore: 1:0 Tero Koskiranta (22:30, Just, Sturm), 1:1 Antti Kerälä (24:29, Eichinger, Wolter), 1:2 Alexander Thiel (38:29, Kerälä), 2:2 Andreas Driendl (39:20, Zucker, Schiemenz), 3:2 Jared Gomes (50:42, Kolb, Dronia), 4:2 Tero Koskiranta (57:15 ÜZ, Just, Stiefenhofer), 5:2 Sören Sturm (59:44 UZ empty net, Gomes). – Strafen: Ravensburg 6 Minuten, Kaufbeuren 8 Minuten. – Zuschauer: 2782. ohne die B1-Crew nicht. Schließlich waren trotzdem die Trommler da, die Fangesänge ertönten ebenfalls wie gewohnt. Irgendwelche Solidaritätsbekundungen in Form von Plakaten waren dagegen nicht zu erkennen. Es wurde sich lieber aufs Eishockey konzentriert – und das war auch gut so.
O’Donnell setzt aus, dafür sind Schiemenz und Bassen dabei
Bei den Towerstars fehlte Kilian Keller nach seiner Kopfwunde, die er sich am Sonntag gegen Landshut zugezogen hatte. Shawn O’Donnell pausierte als überzähliger Kontingentspieler. Dafür waren die Schwenninger Cedric Schiemenz und Boaz Bassen dabei, beide wurden in der Offensive eingesetzt und sorgten für vier volle Angriffsreihen. Richtig profitieren konnten die Ravensburger davon aber zunächst nicht. Ganz große Chancen blieben lange aus, vielmehr hatten die Towerstars wegen zweier Strafen (gegen Maximilian Kolb und Matias Haaranen) vier Minuten in Unterzahl zu überstehen. Erst gegen Ende des ersten Drittels kam Tero Koskiranta nach einem Fehler in der Kaufbeurer Hintermannschaft frei zum
Schuss, der finnische Stürmer zielte aber daneben.
Im zweiten Abschnitt dauerte es dafür nicht lange, bis es zum ersten Mal hinter ESVK-Goalie Stefan Vajs einschlug. Nach klugem Pass von David Zucker vollstreckte Koskiranta zum verdienten 1:0 (23.). Weil die Ravensburger Hintermannschaft pennte, hielt die Führung nicht lange. Verteidiger Julian Eichinger bediente Antti Kerälä über drei Linien, dieser ließ sich die Freiheit vor dem gegnerischen Tor nicht entgehen und tunnelte Olafr Schmidt zum 1:1 (25.). Schmidt war gegen Ende des zweiten Drittels nicht ganz unschuldig daran, dass Kaufbeuren sogar in Führung ging. Einen offen sichtbaren Schuss Alexander Thiels ließ der Goalie zum 1:2 (39.) passieren. Dass die Towerstars trotzdem nicht mit einem Rückstand in die Kabine mussten, hatten sie Andreas Driendl zu verdanken, der wuchtig unter die Latte zielte und zum 2:2 traf (40.).
Lange sah es im Schlussdrittel eher danach aus, als würden die Kaufbeurer sich dem Sieg nähern. Viel spielte sich im Ravensburger Drittel ab. Doch dann kam die 51. Minute: Erst schob ESVK-Stürmer Branden Gracel unbedrängt den
Puck am Ravensburger Tor vorbei, kurz darauf lenkte Vajs einen Schuss von Jared Gomes ins eigene Tor zum 3:2 für die Towerstars ab. Es schien, als hätte dieser Tiefschlag den Gästen den Zahn gezogen. Innerhalb kürzester Zeit brachten sie sich durch Fouls in Unterzahl. Das zweite Powerplay nutzten die Towerstars zur Vorentscheidung. Erneut Koskiranta traf nach Vorlage von Jared Gomes (58.) zum 4:2. Der Deckel war drauf, die Stimmung war gut. Erst recht nach Sören Sturms 5:2 – ins leere Tor übers ganze Feld.