Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zverev mit Herz, Kerber mit Erleichterung
MELBOURNE (SID/dpa) - Eine gute halbe Stunde vor Mitternacht war es eine Sache von Sekunden: Erst nutzte Alexander Zverev in der Margaret Court Arena seinen ersten Matchball zu einem souveränen Auftaktsieg bei den Australian Open, wenige Augenblicke später folgte ihm dann nebenan in der großen Rod Laver Arena Angelique Kerber mit ihrem dritten Matchball in die zweite Runde. Nach quälenden Tagen der Ungewissheit machten die Auftritte Mut für die kommenden Runden.
Zverev sorgte unmittelbar nach seinem 6:4, 7:6 (7:4), 6:3 gegen den unbequemen Italiener Marco Cecchinato für einen Paukenschlag: Zur Begeisterung des Publikums kündigte er an, für jeden Sieg in Melbourne 10 000 Dollar an die Betroffenen der Buschbrände in Australien spenden zu wollen. Für den Fall, dass er am 2. Februar das Turnier gewinnt, will der 22 Jahre alte Hamburger sogar sein komplettes Preisgeld abgeben: Umgerechnet sind das 2,55 Millionen Euro. „Ich spiele diesen Sport, weil ich ihn liebe. Ich bin kein Riesen-Geldfreak“, sagte Zverev. „Ich denke, dass dieses Geld viel bewirken könnte. Wenn ich die Australian Open gewinne, bin ich eh der glücklichste Mensch der Welt.“
Während Kerber bei ihrem 6:2, 6:2 gegen die ungestüme italienische Qualifikantin Elisabetta Cocciaretto stets kühlen Kopf behielt, zeigte auch Zverev eine reife Leistung gegen den 77. der Weltrangliste. Vor allem in den kritischen Phasen des Matches wirkte er sehr konzentriert, ließ sich im Gegensatz zu seinen drei missratenen Matches beim ATP Cup nicht aus der Fassung bringen. In allen drei Sätzen kassierte er ein Break, verlor aber nie den Faden.
Zverev wollte nicht verhehlen, dass er noch Luft nach oben hat. „Ich mach es mir eigentlich immer selbst schwer“, sagte er nach dem Match, betonte aber: „In den nächsten Spielen werde ich hoffentlich besser sein als in den letzten Jahren hier.“