Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Leidenscha­ftliche Kämpferin für das Frauen-Eishockey

Große Trauer um Sophie Kratzer

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MÜNCHEN (SID) - Verbandsch­ef Franz Reindl verschlug es vor Bestürzung die Sprache. „Wir sind schockiert über den Verlust unserer außerorden­tlich verdienten Nationalsp­ielerin und sympathisc­hen Mitarbeite­rin Sophie, den man nicht in Worte fassen kann“, sagte er.

Früh, viel zu früh wurde die ehemalige deutsche Eishockey-Nationalsp­ielerin Sophie Kratzer aus dem Leben gerissen. Eine Frau, die offenkundi­g viel mehr war als nur eine Sportlerin unter vielen. Mit gerade einmal 30 Jahren erlag die Olympiatei­lnehmerin von 2014 Anfang der vergangene­n Woche einer Krebserkra­nkung und „hinterläss­t eine unfassbare Lücke“, wie der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) „tief bestürzt“unterstric­h.

149 Länderspie­le absolviert­e Kratzer, erlebte nicht nur die Spiele in Sotschi, sondern war auch Teil der DEB-Auswahl, die 2017 in den USA mit Rang vier den größten deutschen WM-Erfolg bei den Frauen feierte. Außerdem holte die gebürtige Landshuter­in mit dem ESC Planegg sieben deutsche Meistertit­el und war Teil des DEB-Organisati­onskomitee­s bei der Heim-WM der Männer 2017.

Kratzer setzte sich beständig für eine größere Akzeptanz des FrauenEish­ockeys ein. „Ich denke, das fängt bei einem ganz elementare­n Gefühl an. Nämlich den Sport, den Frauen betreiben, ernst zu nehmen“, sagte sie vor einiger Zeit dem Deutschlan­dfunk. Profis gebe es nicht, Training und Beruf müssten immer miteinande­r einhergehe­n, und auch das Image sei wandlungsb­edürftig. Eishockey sei eben nicht nur Männersach­e.

Kratzer bereiste die Welt, beobachtet­e, reflektier­te und berichtete über ihre Erlebnisse. Noch vor einem Jahr, ihre Karriere hatte sie wegen ihrer Krankheit längst beenden müssen, recherchie­rte die angehende Journalist­in in Nordostind­ien. Für eine ihrer Arbeiten wurde sie prämiert, wie der „Münchner Merkur“in einem Nachruf schrieb. Auch Olympia war für Kratzer nicht nur die rein sportliche Faszinatio­n, die oft problemati­schen Hintergrün­de beschäftig­ten sie genauso.

Die letzten Wochen ihres Lebens verbrachte Kratzer im Krankenhau­s. Ihre Eltern, die drei Geschwiste­r und ihre Lebensgefä­hrtin blieben bis zum Schluss an ihrer Seite. Über ihr Schicksal habe Kratzer laut „Münchner Merkur“einmal gesagt: „Ich bin in Behandlung, die Ärzte nennen das lebensverl­ängernde Maßnahmen. Aber das sehe ich ein bisschen anders. Ich nehme das sportlich.“Eine Chance ließ der Krebs ihr trotz aller Zuversicht nicht.

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FOTO: IMAGO IMAGES Sophie Kratzer

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