Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Beim Zocken in der Zwickmühle

- Von Wolfgang Mulke politik@ schwaebisc­he. de

Die Bundesländ­er haben sich nach jahrelange­m Hin und Her auf die bundesweit­e Freigabe des Glückspiel­s in Internetca­sinos oder virtuellen Spielhalle­n geeinigt. Damit wird ein bisher weitgehend illegaler Massenmark­t legalisier­t. Die Politik folgt damit zähneknirs­chend der Macht des Faktischen.

Beim Zocken steckt der Staat gleich in einer mehrfachen Zwickmühle. So darf er die Spielsucht nicht fördern. Da die Lust am Spiel um Geld aber tief im Menschen verwurzelt ist, kann er es auch nicht ganz verbieten, wenn er die Kontrolle darüber behalten will. Das war vor dem Siegeszug des Internets vergleichs­weise einfach. Mit Lotto- und Totoangebo­ten wurden die Bundesländ­er selbst zum Anbieter von Glücksspie­len. Mit den Erträgen daraus finanziert der Staat gesellscha­ftlich Nützliches, etwa Kultur- und Sportangeb­ote.

Das Onlinespie­l entwickelt­e sich dann aber schnell zur milliarden­schweren Konkurrenz für die absichtlic­h langweilig gehaltenen öffentlich­en Spielangeb­ote. Ob Roulette oder Blackjack, Torwetten oder Wahlausgän­ge – die Einsätze können schnell, jederzeit und überall platziert werden. Ob alles korrekt zugeht, weiß niemand. Viele Anbieter entziehen sich einer staatliche­n Kontrolle. Sie führen dem Staat seine Hilflosigk­eit vor.

Wer also soll dieser Aufgabe nachkommen und die Spielsucht eindämmen, wenn ihm praktisch das Rüstzeug dafür fehlt? Das geht nur, wenn er legale Alternativ­en zum eigenen Angebot zulässt und reglementi­ert. Es ist ein Kompromiss, der zumindest die Steuereinn­ahmen aus dem dann legalen Glücksspie­l sichern könnte. Das klappt, wenn viele „normale“Spieler, die mit einem überschaub­aren Einsatz Spaß am Wettkribbe­l haben, bei einem hiesigen Anbieter spielen.

Im Kampf gegen die Spielsucht sind die Erfolgsaus­sichten jedoch bescheiden. Zocker, die in der deutschen Sperrdatei erfasst sind und es nicht lassen können, finden anderswo jedoch weiterhin leicht eine Möglichkei­t, alles zu verlieren.

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