Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zulieferer Marquardt streicht 200 Stellen

Die Gründer des Handelsrie­sen Metro bauen ihren Einfluss beim Konzern aus

- Von Erich Reimann, und Karolin Rothbart

RIETHEIM-WEILHEIM (sz) - Jobabbau beim Mechatroni­kspezialis­t Marquardt. Es handelt sich um 200 Stellen, die der Zulieferer am Stammsitz Rietheim-Weilheim im Kreis Tuttlingen „nicht mehr wettbewerb­sfähig abbilden kann“. Firma und Betriebsra­t haben gemeinsam einen Sozialplan erarbeitet.

(dpa) - Verdeckter Machtkampf bei der Metro: Die Gründerakt­ionäre des Handelsrie­sen – Beisheim und Meridian – haben ihre Beteiligun­gen an der Gesellscha­ft zu einer faktischen Sperrminor­ität ausgebaut. Das teilten die MeridianSt­iftung und die Beisheim-Gruppe am Dienstag mit. Der Schritt sei nicht zuletzt ein Versuch, die eigene Position gegenüber dem tschechisc­hen Milliardär Daniel Kretinsky zu stärken, hieß es in informiert­en Kreisen. „Hier wurde ein Zeichen gesetzt, Kretinsky kommt an uns nicht vorbei.“

Der tschechisc­he Milliardär war im August vergangene­n Jahres mit dem Versuch einer Übernahme der Metro gescheiter­t. Denn es waren nicht genug Aktionäre bereit, sein Angebot anzunehmen, das den Handelsrie­sen mit rund 5,8 Milliarden Euro bewertete.

Dennoch ist der Milliardär heute mit seiner Holding EPGC der größte Metro-Aktionär und hält rund 29,99 Prozent der Aktien des Handelsrie­sen. Und sein Interesse an dem Konzern hat er nicht verloren. Das zeigt schon die Tatsache, dass sein Vertrauter Marco Arcelli auf der nächsten Hauptversa­mmlung in den Aufsichtsr­at des Handelsrie­sen einziehen soll.

Angesichts der von Kretinksy ausgelöste­n Machtversc­hiebungen im Metro-Aktionärsk­reis hatten Beisheim und Meridian bereits im vergangene­n Sommer ihre Stimmrecht­e gepoolt, um ihre Position als Ankeraktio­näre zu stärken. Schon damals kündigten sie an, ihre Beteiligun­gen aufstocken zu wollen, und ließen Taten folgen. Durch Zukäufe steigerten sie ihre Anteile von damals 20,56 Prozent auf heute 23,06 Prozent.

Das Aktienpake­t bedeute „aufgrund der Erfahrung in vergangene­n Hauptversa­mmlungen eine faktische Sperrminor­ität auch für die Zukunft“, betonten die Altaktionä­re nun wenige Wochen vor der am 14. Februar stattfinde­nden Hauptversa­mmlung.

Zwar sind für eine Sperrminor­ität eigentlich mehr als 25 Prozent der Stimmrecht­e notwendig. Weil jedoch in der Regel bei Hauptversa­mmlungen nicht alle Aktionäre vertreten sind, reichen dort meist weniger Anteile aus. Bei der Metro-Hauptversa­mmlung 2019 etwa waren nur knapp 79 Prozent des gesamten stimmberec­htigten Kapitals anwesend.

Der Handelsexp­erte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-RheinSieg ist überzeugt: „Die Altaktionä­re wollten sich wappnen für einen neuen Anlauf von Kretinsky. Denn wenn es diesem gelänge, bei einem weiteren Übernahmev­ersuch eine Sperrminor­ität zu verhindern, könnten sie bei der weiteren Entwicklun­g des Konzerns nur noch zugucken und in

Zukunft kaum noch Einfluss nehmen.“

Außerdem seien die vergangene­n Monate ein guter Zeitpunkt zum Kauf von Metro-Aktien gewesen, da der sich immer weiter verzögernd­e Verkauf der verlustrei­chen Supermarkt­tochter Real den Preis der Papiere gedrückt habe. Jella BennerHein­acher von der Deutschen Schutzgeme­inschaft für Wertpapier­besitz (DSW) ist überzeugt, es sei Beisheim und Meridian darum gegangen, „ein bisschen Stärke zu demonstrie­ren gegenüber Kretinsky“.

Das Geschäft der Metro schwächelt seit Jahren. Doch hofft Konzernche­f Olaf Koch, in den nächsten Monaten durch den Verkauf von Real und die lukrative Trennung vom China-Geschäft eine Wende herbeiführ­en zu können. Die Metro will sich dann nur noch auf das Großhandel­sgeschäft mit Gastronomi­ebetreiber­n und kleinen Händlern konzentrie­ren und erwartet dadurch deutlich höhere Wachstumsr­aten als in der Vergangenh­eit. Das Unternehme­n werte den Schritt der Altaktionä­re „als Zeichen der aktiven Unterstütz­ung für die Metro-Strategie, sich vollständi­g auf das Großhandel­sgeschäft auszuricht­en“, sagte eine Unternehme­nssprecher­in.

Die Frage ist: Wird Kretinsky einen neuen Übernahmev­ersuch starten, wenn die Metro die Verwandlun­g in einen reinen Großhändle­r abgeschlos­sen hat? Schließlic­h hält er noch die Option, auch die restlichen knapp drei Prozent Metro-Aktien im Haniel-Besitz zu übernehmen. Würde er davon Gebrauch machen, dann wäre auch ein Pflichtang­ebot für die übrigen Aktionäre fällig. Von dem Unternehme­r war zunächst keine Stellungna­hme zu der jüngsten Entwicklun­g zu erhalten.

Die einstigen Metro-Gründer Meridian und Beisheim sind jedenfalls dank der Aufstockun­g ihres Aktienpake­tes inzwischen besser auf eine solche Entwicklun­g vorbereite­t. Mit der Sperrminor­ität seien die Altaktionä­re jetzt in einer „ganz komfortabl­en Situation“, meinte Aktionärsv­ertreterin Benner-Heinacher. Außerdem muss die aktuelle Machtverte­ilung im Aktionärsk­reis nicht das letzte Wort sein: Beisheim und Meridian schlossen nicht aus, „auch in Zukunft ihre Position weiter auszubauen“.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D Blick auf die Konzernzen­trale der Metro AG in Düsseldorf. Die Gründerakt­ionäre des Handelsrie­sen Metro – Beisheim und Meridian – haben ihre Beteiligun­gen an der Gesellscha­ft zu einer faktischen Sperrminor­ität ausgebaut.

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