Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Entlassungen bei Marquardt
Betriebsrat einigt sich mit Geschäftsführung auf Sozialplan
Von Andreas Knoch
RIETHEIM-WEILHEIM - Der Mechatronikspezialist Marquardt wird am Standort Rietheim-Weilheim (Landkreis Tuttlingen) 200 Stellen abbauen. Das kündigte Firmenchef Harald Marquardt der Belegschaft am Dienstag auf einer internen Informationsveranstaltung an. Der Jobabbau war bereits Mitte des vergangenen Jahres vermeldet worden, fällt nun aber deutlich geringer aus als ursprünglich geplant. Damals war die Rede von bis zu 600 Stellen.
Wie ein Sprecher von Marquardt der „Schwäbischen Zeitung“sagte, würden die betroffenen Mitarbeiter seit gestern informiert. Dabei handele es sich um Stellen, die Marquardt am Hauptsitz Rietheim-Weilheim „nicht mehr wettbewerbsfähig abbilden kann“. Die Einzelgespräche will das Unternehmen bis Februar abschließen. Marquardt hofft, dass alle 200 betroffenen Mitarbeiter auf freiwilliger Basis das Unternehmen verlassen.
Um das zu erreichen, hat die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat einen Sozialplan vereinbart. Demnach wird den Betroffenen eine Abfindung pro Jahr der Betriebszugehörigkeit in Höhe von 0,8 Bruttomonatsgehältern angeboten. Beschäftigten, die kurz vor ihrer Pensionierung stehen, will Marquardt zudem durch verschiedene Maßnahmen ermöglichen, abschlagsfrei früher in Rente zu gehen. Darüber hinaus wird es eine Auffanglösung über eine Transfergesellschaft geben, in der die Betroffenen über einen Zeitraum von zwölf Monaten beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind nach dem mit der IG Metall beschlossenen Haustarifvertrag bis zum Jahresende zwar ausgeschlossen. Sollte der Abbau der Stellen aber nicht wie geplant auf freiwilliger Basis erfolgen, seien ab dem kommenden Jahr aber auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen, so der Unternehmenssprecher.
Dass der Stellenabbau nun weniger dramatisch ausfällt als zunächst befürchtet führt Marquardt auf zwei Gründe zurück. Zum einen seien durch „vorausschauende Personalpolitik“in den vergangenen Monaten schon etliche Stellen weggefallen. Damit gemeint ist die Nichtbesetzung von durch Fluktuation frei gewordener Stellen sowie Regelungen zu Vorruhestand und Altersteilzeit. Zum anderen habe der Betriebsrat in den Verhandlungen mit der Geschäftsführung ein für die Belegschaft „faires Ergebnis“erzielt.
„Wir haben das Meiste für die Mitarbeiter herausholen können“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Antonio Piovano – fügte jedoch hinzu, dass 200 Mitarbeiter noch immer viele seien, da hinter jedem ein Schicksal stehe. Marquardt stellt Bediensysteme für Fahrzeuge, Elektrowerkzeuge und Haushaltsgeräte her und beschäftigt weltweit gut 11 000 Mitarbeiter, 2500 davon in Rietheim-Weilheim. Im Jahr 2018 setzte das Unternehmen 1,3 Milliarden Euro um. Marquardt beklagt seit Längerem den massiven Kostendruck in Deutschland.