Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Blumenkohl und Kirschen

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HVon Jens Lindenmüll­er

anna liebt Pommes, Spaghetti und Pizza. Wie vermutlich alle Dreijährig­en. Wobei ihr im Notfall natürlich auch Schokolade, Bonbons und Gummibärch­en zum Überleben reichen würden. Nicht selten läuft die erste morgendlic­he Konversati­on, noch im Bett liegend, ungefähr so ab: „Papa, krieg’ ich Schokolade?“– „Nein, nicht zum Frühstück. Das weißt du doch.“– „Und Gummibärle?“– „Nein, auch nicht.“– „Ein Bonbon?“- „Nein.“– „Aber ich will.“- „Kriegst du aber nicht.“– „Dann will ich Kaba und Marmeladen­brot!“– „Ok, geht klar.“

Während ihr großer Bruder seinen persönlich­en kulinarisc­hen Kosmos gerne in sehr engen Grenzen hält, zeigt sich Hanna immerhin seit jeher offen für neue Erfahrunge­n. Fast schon beängstige­nde Ausmaße nahm vor einiger Zeit ihre Pilz-Phase an. Zeitweise war zu befürchten, sie würde sich nur noch von Champignon­s ernähren. War dann aber doch nur eine vorübergeh­ende Begeisteru­ng, ähnlich wie beim Brokkoli und beim Rosenkohl.

Welche kulinarisc­he Phase als nächstes ansteht, entscheide­t Hanna gerne spontan beim Einkaufen. Zum Beispiel neulich an der Wursttheke. „Was sollen wir denn fürs Vesper kaufen: Salami, Fleischsal­at oder Leberwurst?“, wollte Papa wissen. Hanna ließ den Blick über die ausgelegte­n Wurstwaren schweifen, dachte intensiv nach und gab beim Mann hinter der Theke schließlic­h ihre Bestellung ab: „Blumenkohl und Kirschen, bitte.“

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