Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Fröhliche Polkas und beschwingte Walzerseligkeit
Und wieder begeistert die „Wiener Johann Strauß Konzert-Gala“die Zuhörer
Von Christel Voith
FRIEDRICHSHAFEN – Seit Jahren ist Matthias Georg Kendlingers „Wiener Johann Strauß Konzert-Gala“ein fester Termin im nachweihnachtlichen Konzertreigen, ein spätes Neujahrskonzert, das gern gehört wird und regelmäßig ein volles Haus beschert. Kein Wunder, denn hier ist walzerselige Musik angesagt, die an die Tradition der Donaumonarchie anknüpft, dazu kommen bezaubernde Balletteinlagen.
Die „K&K Philharmoniker“, ein 2002 von Matthias Kendlinger gegründetes Orchester mit Musikern aus dem ukraninischen Lemberg (Lviv), begeistern mit beschwingtem Spiel, mit Temperament und humorvollen Einlagen, und Taras Lenko, der von Anfang an zu Kendlingers Dirigentenriege zählt, weiß die Musiker zu lenken. Mit leichter Hand gestaltet er die Musik, setzt Akzente mit wogenden Crescendi und Decrescendi, mit Tempowechseln und zuweilen mit Kunstpausen.
Nicht fehlen dürfen die Einlagen des Österreichischen K&K Balletts, der Compagnie, die Kendlinger eigens für die Gala-Konzerte gegründet hat. Seit 2009 choreografiert Viktor Litvinov von der Staatsoper Kiew die Auftritte, die traditionell Polkas und Walzer begleiten und in den Donauwalzer münden. Man genießt das Schweben der drei Paare und des Solopaars, die in anmutigen Pas de deux und Ensembles die schmale Vorbühne ausfüllen. Neckisch verspielte Szenen begleiteten die Polkas „Éljen a Magyár“und „Im Krapfenwaldl“mit dem Kuckucksruf und elegant schwebten die Paare in den Walzern „Wiener Blut“, „Rosen aus dem Süden“und dem „Donauwalzer“, die so bekannt sind, dass man in den Zuschauerreihen manch leises Summen hörte, und doch frisch und beschwingt daherkamen.
Man mag bedauern, dass das Ballett nur wenige Nummern begleitet, doch anders würde man es versäumen, die Musik ohne optische Ablenkung intensiver aufzunehmen. Die Strauß-Dynastie bestimmt das Programm, wobei diesmal Johann Strauß’ Vater ausgelassen wurde und sein Sohn Johann im Mittelpunkt stand, angefangen bei der Ouvertüre zur Operette „Der Zigeunerbaron“mit ihrem breiten Stimmungsspektrum von der Melancholie bis zur Walzerseligkeit. Zünftig folgte der Einzugsmarsch aus derselben Operette, schmeichelnd und sehr wienerisch das Intermezzo aus Strauß‘ erstem Bühnenwerk „Tausendundeine Nacht“. Zusammen mit seinem Bruder Josef entstand die berühmte
„Pizzicato-Polka“, hier vergnügt gezupft mit kleiner Kunstpause zum Schweißabwischen. Von Josef Strauß begeisterten auch der Walzer „Sphärenklänge“und die Polka française „Feuerfest“, zu der ein Schlagzeuger mit viel Humor am Amboss zwei Hämmer schwang. Als „Ausreißer“kam Franz von Suppé hinzu, dessen Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathée“vom feinen Hornspiel zu irrlichternden Geigen und einem mitreißenden Finale führte. Ein zackig-festlicher „Ausreißer“war auch Carl Michael Zierers „Freiherr von Schönfeld-Marsch“. Noch rasanter war als erste Zugabe Matthias Georg Kendlingers Freiheitsmarsch. Nicht fehlen durften als Zugabe der Donauwalzer – noch einmal mit elegant fließendem Tanz – und der erwartete Radetzkymarsch.