Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lange Nacht mit russischer Kammermusik der Romantik
Künstler der Region spielen Benefizkonzert für Kinderhospizdienst
Von Christel Voith
FRIEDRICHSHAFEN - Ein Wagnis ist es schon, was Jürgen Jakob im Herbst 2015 angefangen hat und am Samstag, 25. Januar, zum vierten Mal veranstaltet: vier Stunden anspruchsvolle Musik in einer „Langen Nacht der Kammermusik“.
„Geht das denn?“, haben wir ihn gefragt, „vier Stunden auf diesem Level?“„Es hat schon dreimal funktioniert“, sagt er lächelnd. „Ein atemberaubendes Konzert“lautete das Fazit der ersten langen Kammermusiknacht, ein „Sternstunden-Marathon“, bei dem man kein einziges Ensemble, kein einziges Musikstück missen wollte, und so wird es auch dieses Mal sein. Es seien wieder lauter Highlights, besonders anspruchsvolle und ganz entspannte, dazwischen gibt es zwei Pausen.
Nach dem bunten Stil-Mix im VVorjahr wird es erstmals ein ge- schlossenes Programm mit dem Leitthema „Russische Romantik“geben. Am Anfang stand Jakobs Wunsch, das Klaviersextett b-Moll op. 63 von Sergei Ljapunow aufzuführen, ein kaum bekanntes, sehr dramatisches WWerk, das zugleich in beinahe im- pressionistischen Klangfarben schwelgt und für das Cello bittersüßmelancholische Kantilenen bereithält. Er selbst habe hauptsächlich bei Russen studiert, hätte fast als erster Musiker aus der Bundesrepublik in Moskau studiert, habe dafür eigens Russisch gelernt und dann auf einem Höhepunkt des Kalten Krieges zwei WWochen davor doch kein Visum be- kommen, so sei er schließlich zum Studium nach Wien zu einem russischen Emigranten gegangen. Es wird so bekannte Ohrwürmer wie den WWalzer Nr. 2 aus der Jazz-Suite von Schostakowitsch oder den Hummelflug von Rimski-Korsakow geben, dazu dessen Klavierquintett B-Dur sowie Trios von Glinka und Rachmaninow. Besonders freut sich Jakob auf Alexander Glasunows Saxofonkonzert, für das Frank Schüssler als Solist prädestiniert sei, und auf Rachmaninows Suite Nr. 2 für zwei Klaviere op. 17, die er selbst zusammen mit seinem ehemaligen Schüler Helge Herr interpretieren wird. Aus dem Rahmen fallen Lieder von Peter Tschaikowsky, die die aus Ravensburg stammende Sopranistin Regine Sturm singt, und das Eingangswerk, Sergei Rachmaninows Vesper op. 37 für großen Chor a cappella, russischorthodoxe Kirchenmusik von großer Tiefe, für die Jakob seinen Achberger Chor DaCapo und Projektsänger wie Hermann Locher und Adriano Handrich gewinnen konnte.
Wer sonst alles dabei ist? Fast alle sind Profimusiker und kommen von Musikschulen von Überlingen bis Ravensburg und Wangen, dazu der Fagott-Professor Akio Koyama von der Musikhochschule Trossingen. Dazu Jakob: „Ich mache diese Veranstaltung auch für uns.“Eine Freude sei es, hier selbst zu musizieren, selbst das zu tun, wofür sie Musik studiert hatten. Denn bei aller Freude am Unterrichten komme doch das eigene Musizieren im täglichen Lehrbetrieb zu kurz. Oft fehle auch einfach die Zeit, für eigene Auftritte f
WWerke einzustudieren. Hier aber hät- ten sie freudig zugesagt. Das größte Problem liege darin, zu gemeinsamen Proben zusammenzukommen. WWenn dann noch, wie wenige Tage zuvor geschehen, bei einer Musikerin ein Herflug um mehrere Stunden verschoben wird und ein Zweiter krank wird, dann fällt schon wieder ein mühsam gefundener Termin flach. Jürgen Jakob bleibt optimistisch: Das Benefizkonzert, das die KKünstler aus der Region zugunsten des Kinderhospizdienstes Bodensee geben, wird wieder großartig werden.
Das Konzert unter der Gesamtleitung von Jürgen Jakob findet am Samstag, 25. Januar, von 19 bis 23 Uhr im Ludwig-Dürr-Saal des Graf-Zeppelin-Hauses statt. Der Eintritt ist frei, Um Spenden für den ambulanten Kinderhospizdienst Amalie im Bodenseekreis wird gebeten.
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