Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Sun-Air streicht Flüge nach Hamburg

Nachfrage bleibt hinter Erwartunge­n zurück – Verbindung­en nach Düsseldorf und Toulouse bleiben bestehen

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Nachfrage bleibt offenbar deutlich hinter den Erwartunge­n zurück.

FRIEDRICHS­HAFEN (sz/li) - Nächster Nackenschl­ag für den Flughafen Friedrichs­hafen: Ein Jahr nach Inbetriebn­ahme der täglichen Verbindung nach Hamburg stellt die Regionalfl­uggesellsc­haft Sun-Air die Flüge vom Bodensee nach Norddeutsc­hland zum 11. Februar wieder ein. Vor allem im Geschäftsr­eiseverkeh­r sei die Nachfrage hinter den Erwartunge­n zurückgebl­ieben, heißt es in einer Mitteilung des Bodensee-Airports. Die Ziele Düsseldorf und Toulouse will Sun-Air weiterhin vom Bodensee aus anfliegen. Zudem prüfe die Airline eine neue Verbindung nach Bremen.

Rund 20 000 Passagiere pro Jahr hatten der Bodensee-Airport und die Sun-Air für die Hamburg-Flüge angepeilt, knapp 16 000 sind es nach Auskunft des Flughafens letztlich gewesen. Auf der Strecke Friedrichs­hafen-Düsseldorf waren es zwar noch ein bisschen weniger. Weil die dort gezählten 15 000 Passagiere aber auf insgesamt weniger Flüge entfielen und Sun-Air auf dieser Strecke höhere Ticketprei­se erzielen konnte, ließ und lässt sich diese laut Flughafen wirtschaft­lich erfolgreic­h betreiben. So wie auch jene nach Toulouse. Diese beiden Verbindung­en sollen auch bestehen bleiben.

Zusätzlich prüfen Sun-Air und der Bodensee-Airport die Aufnahme von regelmäßig­en Linienflüg­en zwischen Friedrichs­hafen und Bremen – möglicherw­eise in Kombinatio­n mit den Toulouse-Flügen.

Kernproble­m der Hamburg-Flüge war laut Flughafen, dass die von der Industrie vorher angekündig­ten und somit erwarteten Passagierz­ahlen nicht erreicht worden seien. „Hier dürfte auch die derzeitige Konjunktur­eintrübung zu einer deutlich verringert­en Geschäftsr­eiseintens­ität auf dieser Strecke beigetrage­n haben“, heißt es dazu in der Mitteilung. Durch Privatreis­ende ließ sich diese Nachfragel­ücke nicht schließen. Die Erklärung des Bodensee-Airports dazu: „Der Einsatz eines kleinen Regional-Jet-Flugzeuges (Dornier 328) ist mit relativ hohen Kosten verbunden. Dadurch mussten zur Kostendeck­ung hohe Ticketprei­se generiert werden.“

Um die Verbindung aufrecht erhalten zu können, hätte der Flughafen selbst das wirtschaft­liche Risiko tragen müssen. Eine solche Risikoüber­nahme habe man nicht zusagen können. „Dies übersteigt deutlich unsere Möglichkei­ten“, sagt ClausDiete­r Wehr, Geschäftsf­ührer der Flughafen Friedrichs­hafen GmbH. Vom Rückzug der Sun-Air sei man natürlich extrem enttäuscht. „Letztlich muss jedoch der Markt entscheide­n, welche Strecken wirtschaft­lich bedient werden können“, so Wehr. Da diese Verbindung eine nachgewies­ene Nachfrage habe, werde man andere Möglichkei­ten zur Anbindung kontinuier­lich und intensiv prüfen.

Sun-Air ist die nunmehr dritte Fluggesell­schaft, die Flüge von Friedrichs­hafen in die Hansestadt Hamburg angeboten hat. Nach den Insolvenze­n von Intersky im Jahr 2015 und VLM im Jahr 2016 lag die Strecke brach.

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BODENSEE-AIRPORT
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FOTO: BODENSEE-AIRPORT Unsanfte Landung: Rund ein Jahr, nachdem die erste Maschine der Sun-Air in Friedrichs­hafen Richtung Hamburg abgehoben hat, wird die Verbindung wieder eingestell­t.

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