Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kein Plan für den Frieden

- Von Daniel Hadrys d.hadrys@schwaebisc­he.de

Eines wird der Friedenspl­an Donald Trumps gewiss nicht schaffen: Frieden. Natürlich klingt es gut, wenn der US-Präsident im Beisein des israelisch­en Premiers Benjamin Netanjahu von einer ZweiStaate­n-Lösung spricht. Doch die alten Konfliktli­nien bleiben. Optimismus ist daher nicht angebracht.

Denn Ost-Jerusalem kann nicht Hauptstadt eines palästinen­sischen Staates werden und zugleich ungeteilte Hauptstadt Israels bleiben. Eine eigene Hauptstadt ist aber eine der Hauptforde­rungen der Palästinen­ser. Auch die Anerkennun­g der jüdischen Siedlergeb­iete im palästinen­sisch verwaltete­n Westjordan­land bietet genug Zunder, um den Konflikt am Glimmen zu halten.

Und überhaupt hatte Trumps Show mit Diplomatie wenig zu tun. Geredet wurde über die Palästinen­ser – nicht mit ihnen. Sie bezeichnet­en das Treffen Trumps mit Netanjahu und dessen Herausford­erer Benny Gantz als Hochzeit, zu der die Braut nicht eingeladen ist. Frieden kann es ohne sie jedoch nicht geben. Zur Wahrheit gehört aber auch: Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas hat Gesprächsa­ngebote ausgeschla­gen.

Es wird sich also zeigen, wie nachhaltig der Plan wirken wird. Skepsis ist schon deswegen angebracht, weil er so gar nicht zu Trumps Politiksti­l passt. Mit seinem Amtsegoism­us und seinem fehlenden außenpolit­ischen Sachversta­nd zündelte er bereits häufiger im Nahen Osten. Regionale Flächenbrä­nde nahm Trump in Kauf, um innenpolit­isch zu punkten – das muss er im Wahljahr 2020 erst recht. Vor allem die einflussre­ichen Evangelika­len, die Mitglieder der größten Religionsg­emeinschaf­t der USA, sollen ihm zu einer zweiten Amtszeit verhelfen. Und die Strenggläu­bigen würden großzügige Zugeständn­isse an die Palästinen­ser – aus biblischen Gründen – aber gewiss nicht honorieren.

In diesem Punkt haben Trump und Netanjahu etwas gemeinsam. In Israel wird 2020 – zum dritten Mal innerhalb eines Jahres – ebenfalls gewählt. Auch Netanjahu kann einen Erfolg gebrauchen, zumal sich beide heiklen Prozessen stellen müssen, Trump einem Amtsentheb­ungsverfah­ren, Netanjahu einer Korruption­sanklage.

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