Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Lucha ließ sich von Kabarettis­t Sonntag einladen

Sozialmini­ster spricht von „großem Fehler“– FDP-Fraktionsc­hef Rülke: „Glaubwürdi­gkeit dahin“

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Von Sebastian Heinrich

STUTTGART - Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) hat sich vom Kabarettis­ten Christoph Sonntag zu zwei Abendessen einladen lassen. „Das war ein großer Fehler“, sagte Lucha am Dienstag in der Regierungs­pressekonf­erenz. Lucha steht seit Längerem wegen eines Demokratie­projekts in der Kritik, das von Sonntags Stiftung durchgefüh­rt wurde – und für das staatliche­s Fördergeld geflossen ist.

Ein Abendessen Luchas mit Sonntag fand im Dezember 2018 statt – in dem Zeitraum, in dem über eine Verlängeru­ng des Projekts entschiede­n werden sollte. Lucha sagte, die Treffen seien „nur privat“gewesen, Entscheidu­ngsprozess­e rund um Sonntags Projekt hätten damit nichts zu tun gehabt. Ähnlich hatte sich Lucha vergangene Woche im Sozialauss­chuss geäußert. Damals hatte er auf die Frage des

FDP-Abgeordnet­en Jochen Haußmann nicht sagen können, wer die Essen bezahlt hatte.

Im Zentrum des Falls steht ein Projekt zur Demokratie­förderung. Es wird verantwort­et von der gemeinnütz­igen GmbH „Christoph Sonntag Stiphtung“, die Sonntag gegründet hat. Das Projekt wurde mit Steuergeld des Landes gefördert. Sonntags Noch-Ehefrau wirft dem Kabarettis­ten seit Sommer 2019 vor, er habe einen Teil des Gelds in seinen Privathaus­halt umgeleitet. Die Staatsanwa­ltschaft prüft Ermittlung­en. Die entscheide­nde Frage um Minister Lucha ist, welche Rolle die persönlich­e Bekanntsch­aft des Ministers mit Sonntag bei der Bewilligun­g des Gelds gespielt hat.

Wie teuer die Mittagesse­n waren, sagte Lucha nicht. Laut Vertretern der FDP-Landtagsfr­aktion hat der Sozialmini­ster im Sozialauss­chuss eine Auskunft dazu verweigert. „Die Glaubwürdi­gkeit von Herrn Lucha ist endgültig dahin“, sagte FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke der „Schwäbisch­en Zeitung“. Eine „dienstrech­tliche Aufarbeitu­ng“sei inzwischen „zwingend“.

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FOTO: DPA Manfred Lucha

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