Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

CSU beharrt auf aktueller Zahl der Wahlkreise

Verhärtete Fronten im Streit um kleineren Bundestag

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Von Klaus Wieschemey­er

GBERLIN - Im Streit um eine Verkleiner­ung des Bundestags verhärten sich die Fronten. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt lehnte am Dienstag Vorschläge ab, die Zahl der derzeit 299 Wahlkreise zu verringern. Auch sei es nicht vermittelb­ar, dass Gewinner eines Wahlkreise­s nicht direkt in den Bundestag einziehen. Solche Ideen würden auf eine Abschaffun­g der Direktmand­ate und Wahlkreise abzielen, warnte Dobrindt. Die CSU hatte 2017 alle 46 Direktmand­ate in Bayern geholt.

Der Landesgrup­penchef warb erneut für den CSU-Vorschlag nach einer Deckelung des Parlaments auf insgesamt 650 Abgeordnet­e. Darüber hinaus zählende Überhang- und Ausgleichs­mandate würden demnach entfallen.

Fixe Lösung unwahrsche­inlich Mit Dobrints klarer Ansage wird ein schneller überpartei­licher Kompromiss für eine Wahlrechts­reform unwahrsche­inlicher. Linke, FDP und Grüne hatten gemeinsam eine Reform vorgeschla­gen, bei der die Wahlkreise auf 250 reduziert werden sollen. Zuletzt zeigten sich einige CDU-Politiker offen für eine Reduzierun­g. Eine Reform zur nächsten Bundestags­wahl müsste idealerwei­se bis März stehen, da danach die Kandidaten­aufstellun­g beginnt.

Aktuell sitzen 709 Parlamenta­rier im Bundestag. Manche fürchten, dass es nach der nächsten Wahl weit mehr sind. Grund sind Überhangun­d Ausgleichs­mandate, die zu den gesetzten 598 Abgeordnet­en (zur Hälfte direkt Gewählte aus den Wahlkreise­n, zur Hälfte Listenplat­zkandidate­n) hinzukomme­n.

Die Zusatzmand­ate sorgen dafür, dass die Parteien gemäß des Zweitstimm­enverhältn­isses im Plenum vertreten sind – auch jene, die kein Direktmand­at holen. Weil Union und SPD nach wie vor fast alle Direktmand­ate bekommen, die Zahl und der Stimmenant­eil der anderen Bundestags­parteien aber gleichzeit­ig wächst, wurden es zuletzt immer mehr Abgeordnet­e.

Trotz Dobrindts klarer Ansage gaben sich Union und SPD weiterhin lösungswil­lig und kompromiss­bereit: Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus (CDU) warnte am Dienstag, das Thema dürfe „nicht tot sein“. Er forderte, alle Seiten müssten sich bewegen, auch die kleinen Parteien. Man könne einen Bundestag mit 850 bis 900 Mitglieder­n gegenüber den Wählern nicht vertreten, erklärte er. SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich verwies auf Vorschläge der eigenen Partei, die „ein deutliches Signal“für eine Größenbegr­enzung seien.

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FOTO: DPA CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt mauert bei der Reduzierun­g der Wahlkreise.

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