Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mehr Geld leihen, weniger zurückzahlen
Chef der Förderbank KfW hält Zinsen zwischen null und einem Prozent für realistisch
Von Brigitte Scholtes
GFRANKFURT - Eigentlich können private Baukreditnehmer nicht mit negativen Zinsen für Förderkredite rechnen – offiziell. Der Chef der bundeseigenen Förderbank KfW, Günter Bräunig, hält für Endkunden Zinsen in der Spanne zwischen null und einem Prozent für realistisch. Doch unter dem Strich können sie je nach Kredit doch mehr Geld aufnehmen, als sie am Ende zurückzahlen müssen. Das ließ Bräunig auf der Jahresauftaktpressekonferenz der Förderbank durchblicken.
Die KfW kann sich als staatliche Bank zu negativen Zinsen am Kapitalmarkt refinanzieren, sie verdient also Geld, wenn sie Anleihen begibt. Diesen Vorteil möchte sie weitergeben, das hatte sie schon im November angekündigt. Vorerst werden aber nur die Geschäftsbanken in den Genuss negativer Zinsen kommen, über die die KfW ihre Förderkredite an die Kunden weiterleitet. Bis Oktober will sie dazu die technischen Voraussetzungen schaffen. Doch weil die Hausbanken für die Durchleitung eine Marge erheben, werden die Endkunden wohl bis zu einem Prozent Zinsen zahlen müssen.
Was Bräunig nicht so deutlich sagte: Die KfW vergibt auch Tilgungszuschüsse. Rechnet man die in die Kreditsumme ein, dann zahlt der Kreditnehmer am Ende weniger zurück als er an Geld aufgenommen hat. Diese Tilgungszuschüsse fallen umso höher aus, je besser die Energieeffizienz ist. Die KfW bemisst das an ihrem KfW-Effizienzhausstandard. Wenn man den höchsten Standard nach Sanierung erreicht, kann der Tilgungszuschuss bis zu 48 000 Euro betragen – bei einem Höchstfördervolumen von 120 000 Euro. Seit dem 24. Januar sind sowohl die Fördervolumina erhöht worden – von bisher 100 000 auf jetzt eben 120 000 Euro – als auch die Tilgungszuschüsse,
die um zehn bis 12,5 Prozent gestiegen seien, sagte KfW-Vorstandsmitglied Ingrid Hengster, die für das inländische Fördergeschäft verantwortlich ist. Dass die KfW den Umweg über die Tilgungszuschüsse wählt, dürfte auch dem Unmut unter den Banken geschuldet sein, die selbst als Kreditgeber möglichst negative Darlehenszinsen vermeiden möchten. Im gewerblichen Bereich will die KfW negative Darlehenszinsen neben den Banken auch Leasinggesellschaften oder Kommunen zugänglich machen.
Besondere Anreize für Bürger
Die Bundesregierung will für die Bürger besondere Anreize setzen, damit sie energieeffizient bauen und sanieren. So können sie die Förderung seit Jahresanfang auch über die Steuer erhalten. Die entspreche vom Volumen den Zuschüssen, sagte
Förderung werde aber über drei
Jahre geleistet. Bei einem Zuschuss kommt man also schneller in den Genuss der Förderung. Insgesamt sei das Wohneigentumsprogramm im vergangenen Jahr deutlich mehr in Anspruch genommen worden als 2018, sagte Hengster – die KfW habe 7,6 statt zuvor fünf Milliarden Euro Förderdarlehen an private Kreditnehmer ausgereicht.
Die Förderbank ist auch zuständig für das Baukindergeld. Das können Familien noch zwei Jahre beantragen. Bisher sind vier von zehn Milliarden Euro aus dem Programm ausgereicht worden, 60 Prozent der bisher 185 000 Anträge kamen aus Städten. Schaut man auf die regionale Verteilung, dann ist das Baukindergeld vor allem in den Flächenstaaten, also Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen in Anspruch genommen worden. „Inzwischen kommt auch mehr Nachfrage aus dem ländlichen Raum“, sagte Hengster.