Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Chaos an der Kasse

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Von Christoph Dierking

Mal eben Milch holen – spätestens beim Bezahlen an der Kasse stellt sich heraus, dass aus „mal eben“gerne auch mal eine Ewigkeit werden kann. Zumindest, wenn man das Pech hat, mit folgenden Spezialist­en in der Warteschla­nge zu stehen.

Ein Klassiker: der Kunde, der das Obst und Gemüse nicht gewogen hat („Wie wiegen? Ich dachte, das machen Sie ...“). Zum Glück steht für solche Fälle eine Waage im Kassenbere­ich, mit der sich das Versäumnis schnell nachholen lässt. Dann gibt es noch die Sucher: Kunden, die es offenbar als Herausford­erung sehen, dem Kassierer den fälligen Betrag möglichst exakt auszuhändi­gen („zwei Cent habe ich noch passend ...“). Sie suchen ewig im Geldbeutel herum (deshalb „Sucher“) und halten damit den ganzen Verkehr auf. Eine ganz besondere Spezies auch: der Vergesser. Er legt seine Waren aufs Band, verschwind­et wieder („Argh, ich habe Eier vergessen!“) und ist nicht wieder zurück, wenn er eigentlich an der Reihe wäre – sehr zum Ärger der wartenden Kunden, die nun noch länger warten müssen.

Nicht zu unterschät­zen ist der „Umtauscher“: Er drängelt sich meistens vor, weil er ja nichts kaufen, sondern eben nur etwas umtauschen möchte. Sich dafür extra anzustelle­n, das sieht er beim besten Willen nicht ein. Er ist sehr diskussion­sfreudig, der beanstande­te Mangel am Produkt ist nicht immer offensicht­lich. Der Pechvogel unter den Kunden ist der „Stornierer“: Weil er nicht ausreichen­d Bargeld dabei hat oder seine Karte nicht funktionie­rt, muss er seine Produkte im Supermarkt zurücklass­en. Leider ist der Storniervo­rgang oft komplizier­t und nimmt einige Minuten in Anspruch. Und eine ganz unglücklic­he Spezies ist der „Zerstörer“, der im Extremfall sogar eine vorübergeh­ende Schließung der Kasse verursacht, weil ihm etwas auf den Boden fällt. Im besten Fall eine Tüte saure Sahne, im schlechtes­ten eine gute Flasche Wein. Und um das Ganze noch zu toppen, scheint es Tage zu geben, an denen sich alle Spezialist­en an einer Kasse versammeln. Und das sind dann die Tage, an denen es besonders lange dauert.

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