Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Radweg Oberdorf-Kressbronn wird zur „Fahrradstraße“
Gemeinderäte beschließen probeweise Einrichtung für ein Jahr
OBERDORF (ah) - Die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Oberdorf und Kressbronn wird für ein Jahr als Fahrradstraße mit dem Zusatz „KfzVerkehr frei“ausgewiesen. Diesen Probebetrieb beschlossen die Räte bei einer Gegenstimme am Montag. Hintergrund der Maßnahme ist eine Unterschriftensammlung der Bürger, die auf der von zahlreichen Schülern genutzten Straße erhebliche Gefahren für ihre Kinder und Jugendlichen sehen. Bereits ab Frühjahr soll nach Absprache mit der Straßenverkehrsbehörde die Regelung in Kraft treten. Zudem wurde die Verwaltung damit beauftragt, den Bau eines Geh- und Radweges zu prüfen.
Die Fahrradstraße reicht vom Ortsaugang Oberdorf in Richtung „Rote Brücke“nach Kressbronn bis zum Bereich Kreisverkehr „Kretzerhetzer“. Wie Bürgermeister Achim
Krafft in seiner Stellungnahme erklärte, sei eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer in diesem Bereich von großer Wichtigkeit, um die Radfahrer, darunter zahlreichen Schüler, vor Unfällen zu schützen. Zudem werde die Strecke, die über ein Hinweisschild für Kfz-Verkehr freigegeben sein wird, mit entsprechenden Beschilderungen, Kennzeichnungen von Hof- und Betriebsausfahren sowie mit Seitenrandverbesserungen versehen werden. Eine Fahrradstraße zeichne sich unter anderem dadurch aus, dass andere Verkehrsteilnehmer sich nach der Geschwindigkeit der Velofahrer richten müssen, auch dann, wenn diese nur langsam vorankommen. Weiter dürfen sie weder gefährdet noch behindert werden. „Wir unterstützen die Anliegen der Bürger und sehen in dieser Maßnahme einen deutlichen Mehrwert zur Verbesserung der dortigen Verkehrssicherheit“, erklärte Krafft.
Albert Dillmann (FWV) sah das anders. „Tempo 30 schießt über das Ziel hinaus“, sagte der Gemeinderat. Seiner Ansicht nach genüge eine Temporeduzierung auf 60 Stundenkilometer, ein erhöhtes Aufkommen an Radfahrer könne er ohnehin nicht feststellen: „Eine Herabstufung auf 30 Stundenkilometer würde deutlich über das Ziel hinausschießen, außerdem verliert man zu viel Zeit.“Für Dillmann seien es vor allem die Busse
des ÖPNV, die zu schnell unterwegs seien und somit ein Gefährdungspotenzial für andere Verkehrsteilnehmer darstellten.
Während Silke Falch (OGL) betonte, dass sie mit der Fahrradstraße als Zwischenlösung leben könne, man allerdings mittelfristig den Bau eines Geh- und Radweges weiterverfolgen müsse, meinte Reinhold Terwart (CDU), dass das Befahren dieser Strecke bei Dunkelheit schon allein aufgrund der Lichtverhältnisse äußerst „spannend“sei und sich der Zeitverlust in Grenzen halte. Für die SPD stellte Herbert Tomasi fest, dass der einjährige Probebetrieb in Ordnung ginge, um danach die Erfahrungen auszutauschen und gegebenenfalls weitere Vorgehensweisen zu beratschlagen. Die Räte stimmten mit einer Gegenstimme von Dillmann für den Probebetrieb der Fahrradstraße.