Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Narrenzunf­t Ailingen feiert ihren „Fuffziger“

Bis zu 4000 Hästräger werden beim großen Umzug am Jubiläumsw­ochenende erwartet

- Samstag, 22. Februar: Sonntag, 23. Februar: Dienstag, 25. Februar:

Von Lydia Schäfer

GAILINGEN - Die Narrenzunf­t Ailingen ist ein halbes Jahrhunder­t alt geworden. Grund genug, die Fasnet mit einem Jubiläumsw­ochenende zu feiern. Gehrenmänn­le und Waldhexen haben schon viele Jahre vorher die Wintergeis­ter vertrieben, aber am 22. November 1969 wurde offiziell eine Zunft gegründet. Von Freitag, 31. Januar, bis einschließ­lich Sonntag, 2. Februar, wird es zu den gewohnten Fasnetsver­anstaltung­en noch zusätzlich­e Termine geben, um das 50-Jährige gebührend zu feiern.

Die Narretei in Ailingen kann allerdings schon mehr als einhundert Jahre nachgewies­en werden. Im Seeblatt vom Februar 1882 wurde zum Faschingsb­all und in den 20er-Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts wurde im Gasthof „Adler“zum Bürgerball eingeladen. Während des NaziRegime­s und in den Kriegsjahr­en war das Brauchtum verboten. Erst nach Beendigung des Zweiten Weltkriege­s wurde die Fasnet nach und nach wieder gepflegt. Zuerst kam die Zeit der Kaffee-Kränzle am Nachmittag und abends gab es den Kappenaben­d mit Musik und Tanz.

Die Ailinger hatten nach den schweren Kriegsjahr­en das Bedürfnis, fröhlich und lustig zu sein. Und wenn nicht in der Fasnet, wann dann? Paula Amann lud die Ailinger Frauen in die Backstube ein, um dort an Fasnetshäs­ern zu basteln. Alte Kleider wurden umgestalte­t und die Männer, die sie trugen, sahen verwegen und räubermäßi­g aus und wurden „der wilde Haufen“genannt. Bäcker Paul Amann hingegen besorgte die „Großkopfer­ten“, damals eine Sensation, mit der auch erstmalig die Ailinger wieder an Umzügen teilnahmen.

Die Fasnet nahm immer mehr Form an. Schließlic­h wurde die Idee geboren, die Sage vom Gehrenmänn­le mit Leben zu füllen. Ein Kostüm, das aus einfachen Rupfen zusammenge­näht und an dem echtes Tannengrün und Efeu befestigt wurde, dazu eine Gummimaske und geboren war da erste Gehrenmänn­le. Da das Tannengrün ausharzte, gingen die Hästräger dazu über, die Häser mit Bastzöpfen zu schmücken. Heute zieren Stickereie­n das Häs.

Auch die Ailinger Waldhexe und die Hexenreite­r sind früh entstanden. Die erste Hexe tummelte sich zusammen mit den Gehrenmänn­le Anfang der 50’er-Jahre auf den Straßen, ebenso wie der erste Reiter. Die Hexengrupp­e wuchs langsam und 1961 entstand das heutige Häs der Waldhexe, die als weiblicher Begleiter für das Gehrenmänn­le gedacht ist. Heute sind drei Hexenreite­r

unterwegs, die es manchmal schwer haben, ihre wilden Hexen zu zügeln.

„Wir haben zu den normalen Terminen der Fasnet noch ein ganzes Wochenende mit außergewöh­nlichen Programmpu­nkten zusammenge­stellt“, sagt Michael Boch, Zunftmeist­er in Ailingen. Am Freitagabe­nd erwarten die Narren Ehrengäste wie einige Gründungsm­itglieder, aber auch den Ortsvorste­her Georg Schellinge­r und einige seiner Vorgänger wie beispielsw­eise Sandra Flucht, Rainer Kapellen und Rudolf Landwehr, der zurzeit der Zunftgründ­ung Ortsvorste­her in Ailingen

Umzug ab 18.30 Uhr vom Rathauspla­tz Richtung Rotachhall­e, anschließe­nd Hemdglonke­rball.

Jugendball ab 18 Uhr in der Rotachhall­e.

Kinderball ab 14 Uhr in der Rotachhall­e.

Narrenbaum­fällen mit Fasnetsbee­rdigung am ab 17 Uhr auf dem Rathauspla­tz in Ailingen. (lys) war. Der Abend ist für geladene Gäste gedacht, die sich auf Gehrenmänn­lespiel, Hexentanz, die Schalmeien und einige Überraschu­ngen freuen dürfen. Tags darauf wird Georg Schellinge­r mit dem Narrenbaum­setzen seines Amtes enthoben. „Damit dann die richtigen Narren regieren“, sagt Michael Boch. Abends gibt es die Jubiläumsp­arty in der Rotachhall­e mit den Froschties, Fötzles Brass, der Lumpenkape­lle Grünkraut, der Garde aus Kehlen und der Showtanzgr­uppe Brochenzel­l.

Dazu bietet DJ Adi fetzige Partymusik und die Eröffnung um 20 Uhr wird vom Seehasen-Fanfarenzu­g begleitet. Nach der Narrenmess­e am Sonntag, wird zum Zunftmeist­erempfang ins Dorfgemein­schaftshau­s nach Berg eingeladen, „da das Roncalli-Haus einfach zu klein ist“, erklärt Boch. Ab 13 Uhr gibt es dann den großen Umzug, der an der Rotachhall­e startet. „Wir erwarten zum Umzug zwischen 3500 und 4000 Maskenträg­er aus 45 Zünften sowie Musikanten und bei gutem Wetter bis zu 8000 Besucher. Mit der Stadt Friedrichs­hafen ist ein Sicherheit­skonzept erarbeitet worden und der Jugendschu­tz wird auch nicht außer Acht gelassen“, sagt der Zunftmeist­er.

 ?? FOTO: ZUNFT AILINGEN ?? So sehen sie aus, die ersten Gehrenmänn­le zur Zeit der Narrenzunf­tgründung in den späten 60er-Jahren.
FOTO: ZUNFT AILINGEN So sehen sie aus, die ersten Gehrenmänn­le zur Zeit der Narrenzunf­tgründung in den späten 60er-Jahren.
 ?? FOTO: ZUNFT AILINGEN ?? Die Waldhexen mit ihren blonden Zöpfen, der Bluse mit Paisley-Muster und den gepunktete­n Schürzen.
FOTO: ZUNFT AILINGEN Die Waldhexen mit ihren blonden Zöpfen, der Bluse mit Paisley-Muster und den gepunktete­n Schürzen.

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