Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Narrenzunft Ailingen feiert ihren „Fuffziger“
Bis zu 4000 Hästräger werden beim großen Umzug am Jubiläumswochenende erwartet
Von Lydia Schäfer
GAILINGEN - Die Narrenzunft Ailingen ist ein halbes Jahrhundert alt geworden. Grund genug, die Fasnet mit einem Jubiläumswochenende zu feiern. Gehrenmännle und Waldhexen haben schon viele Jahre vorher die Wintergeister vertrieben, aber am 22. November 1969 wurde offiziell eine Zunft gegründet. Von Freitag, 31. Januar, bis einschließlich Sonntag, 2. Februar, wird es zu den gewohnten Fasnetsveranstaltungen noch zusätzliche Termine geben, um das 50-Jährige gebührend zu feiern.
Die Narretei in Ailingen kann allerdings schon mehr als einhundert Jahre nachgewiesen werden. Im Seeblatt vom Februar 1882 wurde zum Faschingsball und in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde im Gasthof „Adler“zum Bürgerball eingeladen. Während des NaziRegimes und in den Kriegsjahren war das Brauchtum verboten. Erst nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde die Fasnet nach und nach wieder gepflegt. Zuerst kam die Zeit der Kaffee-Kränzle am Nachmittag und abends gab es den Kappenabend mit Musik und Tanz.
Die Ailinger hatten nach den schweren Kriegsjahren das Bedürfnis, fröhlich und lustig zu sein. Und wenn nicht in der Fasnet, wann dann? Paula Amann lud die Ailinger Frauen in die Backstube ein, um dort an Fasnetshäsern zu basteln. Alte Kleider wurden umgestaltet und die Männer, die sie trugen, sahen verwegen und räubermäßig aus und wurden „der wilde Haufen“genannt. Bäcker Paul Amann hingegen besorgte die „Großkopferten“, damals eine Sensation, mit der auch erstmalig die Ailinger wieder an Umzügen teilnahmen.
Die Fasnet nahm immer mehr Form an. Schließlich wurde die Idee geboren, die Sage vom Gehrenmännle mit Leben zu füllen. Ein Kostüm, das aus einfachen Rupfen zusammengenäht und an dem echtes Tannengrün und Efeu befestigt wurde, dazu eine Gummimaske und geboren war da erste Gehrenmännle. Da das Tannengrün ausharzte, gingen die Hästräger dazu über, die Häser mit Bastzöpfen zu schmücken. Heute zieren Stickereien das Häs.
Auch die Ailinger Waldhexe und die Hexenreiter sind früh entstanden. Die erste Hexe tummelte sich zusammen mit den Gehrenmännle Anfang der 50’er-Jahre auf den Straßen, ebenso wie der erste Reiter. Die Hexengruppe wuchs langsam und 1961 entstand das heutige Häs der Waldhexe, die als weiblicher Begleiter für das Gehrenmännle gedacht ist. Heute sind drei Hexenreiter
unterwegs, die es manchmal schwer haben, ihre wilden Hexen zu zügeln.
„Wir haben zu den normalen Terminen der Fasnet noch ein ganzes Wochenende mit außergewöhnlichen Programmpunkten zusammengestellt“, sagt Michael Boch, Zunftmeister in Ailingen. Am Freitagabend erwarten die Narren Ehrengäste wie einige Gründungsmitglieder, aber auch den Ortsvorsteher Georg Schellinger und einige seiner Vorgänger wie beispielsweise Sandra Flucht, Rainer Kapellen und Rudolf Landwehr, der zurzeit der Zunftgründung Ortsvorsteher in Ailingen
Umzug ab 18.30 Uhr vom Rathausplatz Richtung Rotachhalle, anschließend Hemdglonkerball.
Jugendball ab 18 Uhr in der Rotachhalle.
Kinderball ab 14 Uhr in der Rotachhalle.
Narrenbaumfällen mit Fasnetsbeerdigung am ab 17 Uhr auf dem Rathausplatz in Ailingen. (lys) war. Der Abend ist für geladene Gäste gedacht, die sich auf Gehrenmännlespiel, Hexentanz, die Schalmeien und einige Überraschungen freuen dürfen. Tags darauf wird Georg Schellinger mit dem Narrenbaumsetzen seines Amtes enthoben. „Damit dann die richtigen Narren regieren“, sagt Michael Boch. Abends gibt es die Jubiläumsparty in der Rotachhalle mit den Froschties, Fötzles Brass, der Lumpenkapelle Grünkraut, der Garde aus Kehlen und der Showtanzgruppe Brochenzell.
Dazu bietet DJ Adi fetzige Partymusik und die Eröffnung um 20 Uhr wird vom Seehasen-Fanfarenzug begleitet. Nach der Narrenmesse am Sonntag, wird zum Zunftmeisterempfang ins Dorfgemeinschaftshaus nach Berg eingeladen, „da das Roncalli-Haus einfach zu klein ist“, erklärt Boch. Ab 13 Uhr gibt es dann den großen Umzug, der an der Rotachhalle startet. „Wir erwarten zum Umzug zwischen 3500 und 4000 Maskenträger aus 45 Zünften sowie Musikanten und bei gutem Wetter bis zu 8000 Besucher. Mit der Stadt Friedrichshafen ist ein Sicherheitskonzept erarbeitet worden und der Jugendschutz wird auch nicht außer Acht gelassen“, sagt der Zunftmeister.