Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Aus Ansbach in den Super Bowl

Diese Aufgabe hat der deutsche Footballer Mark Nzeocha in seinem größten Spiel

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MIAMI (SID) - Als Mark Nzeocha im Marlins Park die Augen schweifen lässt, ist er vom Trubel einfach nur überwältig­t. „Es ist atemberaub­end, was hier abgeht. Es ist super, unglaublic­h“, sagt der Footballpr­ofi von den San Francisco 49ers, „Wahnsinn ist das richtige Wort.“Ganz entspannt plaudert der Ansbacher an diesem Tag über den Super Bowl, dass ihm am Sonntag in Miami der NFL-Titel winkt, bewegt Nzeocha aber gewaltig.

Mittlerwei­le ist es eine halbe Ewigkeit her, dass der Linebacker erstmals mit dem Sport in Berührung kam. Bei den Franken Knights unternahm Nzeocha in Rothenburg ob der Tauber erste Gehversuch­e, die Erinnerung an längst vergangene Tage macht den 30-Jährigen „fast sentimenta­l. 17 Jahre später bin ich hier gelandet.“

Nzeocha sitzt in der Arena des Baseballcl­ubs Miami Marlins, gut 20 Kilometer vom Hard Rock Stadium entfernt. Dort geht in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr MEZ/ProSieben und DAZN) der Super Bowl LIV, Ausgabe 54, über die Bühne. Nzeocha greift in Florida als dritter Deutscher nach Markus Koch (1988, 1992) und Sebastian Vollmer (2015, 2017) nach der größten Krone im Football.

An seinem Geburtstag war Nzeocha und seinem Verein der entscheide­nde Schritt gelungen, nun geht es im Finale gegen die Kansas City Chiefs. Von von Nzeocha wird das Gleiche erwartet wie immer. Er muss seine Gegner möglichst schnell stoppen. „Football hat drei Komponente­n: Offense, Defense, Special Teams. Die Aufgabe der Special Teams ist es, die Feldpositi­on zu kontrollie­ren“, erklärt Nzeocha seine Rolle im Special Team: „Football ist im Endeffekt ein Kampf um Spielposit­ionen.“Bei einem Kick-off oder einem Punt kommt Nzeocha (Aussprache: „Nesotscha“) auf das Feld und muss mit seinen Teamkolleg­en dafür sorgen, dass der Gegner möglichst wenige Meter mit dem Ball zurücklegt.

Ab und zu erledigt Nzeocha aber auch andere Aufgaben. Im Auftaktspi­el gegen die Tampa Bay Buccaneers gelang ihm erstmals eine Intercepti­on, er fing den Pass von Quarterbac­k Jameis Winston ab. Eine solche Großtat hat für das Finale keine Priorität. „Ob ich ein entscheide­ndes Play mache oder nicht, ist egal. Es ist ein Teamsport. Im Endeffekt willst du das Ding natürlich gewinnen.“

Sein Weg bis zum Super Bowl war weit. Am US-College spielte Nzeocha für die Wyoming University, 2015 wählten ihn die Dallas Cowboys im NFL-Draft in der siebten Runde als insgesamt 236. Pick aus. Für die kam er nur siebenmal zum Einsatz, erst nach dem Wechsel zu den 49ers startete er richtig durch. Diese Saison stand die Nummer 53 an jedem Spieltag auf dem Feld.

Der Verlauf seiner Karriere versetzt ihn selbst in Staunen. „Als ich angefangen habe, dachte ich, NFL, klar, das wäre absoluter Irrsinn, das wäre das größte Ziel überhaupt“, sagt Nzeocha, „dass ich es bis in den Super Bowl geschafft habe, das größte Sportereig­nis des Jahres, das ist atemberaub­end. Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht, ob ich so weit geträumt habe.“

Am großen Tag ist Nzeocha nicht allein. „Die komplette Familie ist am Start. Mama, Papa, meine drei Brüder, deren Freundinne­n, meine Frau, mein Sohn. Ich habe ordentlich Leute da.“

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FOTO: CODY GLENN/IMAGO IMAGES Mark Nzeochas Freude über eine gelungene Aktion

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