Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Müller kann man immer gebrauchen
Bayerns Verantwortliche machen sich für DFB-Comeback des Weltmeisters stark
MÜNCHEN (SID) - Thomas Müller hatte diesen Moment schon in einer der bittersten Stunden seiner Karriere herbeigesehnt. „Das Spiel ist noch nicht aus“, sagte er im vergangenen März trotzig nach der überraschenden Ausbootung durch Joachim Löw. Und tatsächlich: Die Forderungen nach einem Comeback in der DFBElf werden lauter, der Weltmerister von 2014 selbst liebäugelt offenbar ebenfalls mit der EM.
Er wolle Löw zwar „keine Ratschläge geben“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Aber: „Ich sage immer, wenn einer top spielt– und ich hoffe, dass Thomas weiter top auf diesem Niveau spielt – wird da möglicherweise ein Umdenken stattfinden.“Präsident Herbert Hainer ergänzte bei Sport1: „Thomas Müller kann man überall brauchen, ganz egal ob hier in München oder bei der Europameisterschaft. Er tut jeder Mannschaft gut.“
Zuletzt war Müller für die Olympia-Auswahl gehandelt worden, auch Löw nannte den 100-maligen Nationalspieler „eine Möglichkeit“für Tokio. Für Müller sind die Gedanken an eine Japan-Reise – möglicherweise sogar an der Seite seiner reitenden Ehefrau Lisa – „eine coole Spinnerei“. Doch träumt er nicht insgeheim von der EM?
„Aktuell haben wir noch ganz andere Aufgaben“, sagte er am vergangenen Wochenende im ZDF-„Sportstudio“: „Es gibt ja erstmal noch viele andere Großveranstaltungen im Fußball. Das Meisterschaftsfinale, das DFB-Pokalfinale, Champions League, Europameisterschaft.“Aha.
Löw hatte einer möglichen Rückkehr zumindest im Fall des ebenfalls aussortierten Mats Hummels zuletzt mehrfach eine Absage erteilt. Allerdings öffnete DFB-Direktor Oliver Bierhoff die Tür einen Spalt breit, als er erklärte, es sei „noch kein Spieler“offiziell verabschiedet worden. Es sei „nie so gedacht“gewesen, dass das Aus für Müller, Hummels und Jérôme Boateng endgültig sei.
Für Hummels wie Müller gibt es
Argumente. „Man sieht jetzt insbesondere bei Thomas: Er kommt ein bisschen in den zweiten Frühling“, sagte Rummenigge. Der 30-Jährige ist mit zwölf Assists der beste Vorlagengeber der Bundesliga, seit dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hansi Flick blüht er auf. War er in den ersten zehn Ligaspielen (451 Einsatzminuten/kein Tor/vier Vorlagen) nur alle 113 Minuten an einem Treffer beteiligt, benötigte er in den neun unter Flick (689/vier/acht) nur starke 57 Minuten. „Wir brauchen seine Tore, seine Vorlagen und seinen bayerischen Esprit“, sagte Rummenigge, „er ist für uns ohne Frage ein wichtiger Spieler.“