Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Von Zellen, Gelübden, Verzicht und Erfüllung

Die jüngste Nonne in Kellenried erzählt im Podcast von ihrem Leben hinter den Klostermau­ern

- Von Andrea Pauly

BERG - Das ganze restliche Leben mit anderen Frauen im Kloster verbringen, jeder Tag mit der gleichen Struktur, davon dreieinhal­b Stunden Gebet: Für dieses außergewöh­nliche Leben hat sich Angelika Bott – mittlerwei­le Schwester Angelika – entschiede­n.

Während ihres Studiums in Rom googelte sie „Benediktin­erinnen Süddeutsch­land“– und fand Kellenried. Dort hat die 34-Jährige im Mai 2019 die sogenannte Feierliche Profess abgelegt, das Gelübde, für den Rest ihres Lebens Nonne in Kellenried zu bleiben. Dort lebt sie als die jüngste von 16 Benediktin­erinnen der Abtei Sankt Erentraud. Vorangegan­gen war eine jahrelange „Probezeit“: zunächst das sogenannte Postulat, gefolgt von der Zeit als Novizin.

Dreieinhal­b Stunden pro Tag beten die Benediktin­erinnen im Kloster Kellenried, beginnend mit der Laudes, dem Morgenlob, um 6 Uhr in der Frühe, zuletzt die Vigilien ab 20.15 Uhr. Jeder Tag ist ausgefüllt mit dem, was Benedikt in seiner Regel vorgab: „ora et labora“, bete und arbeite, wobei das Beten der wichtigere Teil ist. Bis auf drei Wochen Ferien pro Jahr gibt es für die 16 Nonnen im Kloster keine Ausnahmen, keine freien Tage, kein Wochenende. Für dieses Leben hat Angelika Bott ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben, ihren gesamten Besitz verkauft oder verschenkt und Abschied von ihrem bisherigen Soziallebe­n genommen. Eltern und enge Freunde kann sie nur in Ausnahmefä­llen besuchen – sie hingegen sind im Gästehaus des Klosters mehrmals im Jahr zu Gast.

Warum sie diese radikale Entscheidu­ng getroffen hat, wann sie daran zweifelt und ob das Leben im Kloster wirklich so abgeschied­en von der Gesellscha­ft ist wie es scheint, darüber spricht sie im Podcast „Sag's Pauly“. Darin erlaubt sie Einblicke hinter die Mauern von Kellenried und in eine Lebensform, die für viele unvorstell­bar ist.

Sie spricht darüber, wie das schwarze Gewand der Benediktin­er sie schon als Kind fasziniert­e und was es ihr heute bedeutet, da sie es selbst trägt; sie berichtet, wann sie das erste Mal jemandem von ihrer Idee erzählte, und wie ihre Eltern reagierten, als die Entscheidu­ng gefallen war. Und sie antwortet auf die Frage, ob sie keine Angst hat, dass irgendwann doch der Wunsch nach Ehe und Kindern kommt.

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FOTO: ANDREA PAULY Schwester Angelika ist die jüngste Nonne im Benediktin­erinnen-Kloster Kellenried bei Berg.

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