Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Buntes Treiben unter grauem Himmel
Großer Jubiläumsumzug zum 50-jährigen Bestehen der Narrenzunft Ailingen
Von Lydia Schäfer
GAILINGEN - 45 Narrenzünfte, dazu Lumpenkapellen, Fanfarenzüge und Schalmeien: Unter grauem Himmel ist es in den Ailinger Straßen am Sonntag bunt geworden – beim Umzug zum 50-jährigen Bestehen der Ailinger Narrenzunft.
Während die Narren das Jubiläum feierten, dachte Ortsvorsteher Georg Schellinger bereits an die Zukunft. Als Geschenk überreichte er beim Zunftmeisterempfang einen bepflanzten Blumentopf, der jetzt von den Narren gepflegt und gehegt werden müsse, damit daraus ein Narrenbaum für das 75-Jährige im Jahr 2045 entsteht. Damit bezog sich Schellinger auf eine Äußerung von Ailingens Zunftmeister Michael Boch beim Narrenbaumstellen, wonach es mit dem Narrenbaumbestand nicht so gut aussehe und man künftig wohl Palmen aufstellen müsse.
Beim Zunftmeisterempfang gab’s nicht nur den einen oder anderen liebevollen, aber auch spitzzüngigen Schlagabtausch und Geschenke, sondern auch eine überraschende Ehrung:
Georg „Schorsch“Brugger war jahrelang Sprecher der Interessengemeinschaft Häfler Narrenzünfte (IGHN), denen auch die Ailinger Zunft angehört. Um einen Orden reicher, wird er das Amt in diesem Jahr weitergeben.
Nach dem Empfang ging es auf die Straße. Der angekündigte Regen blieb aus, auch wenn der Himmel sich grau in grau zeigte. Die Narren machten das, was sie am besten können: durch die Straßen fegen, die Zuschauer unterhalten, johlen und Narrenrufe
herausschreien. Gut zwei Stunden dauerte der Narrensprung, und die Zuschauer hatten ihren Spaß. Bonbons flogen und so manch junge Dame wird wohl noch am Montagmorgen Reste von Konfetti und Federzeug aus den Haaren fischen.
Unter den Zünften waren bekannte wie auch weniger bekannte Masken zu finden. Zünfte wie die Chadaloh aus Haidgau, die Schnabelgiere aus Meersburg, die Feuerhexen aus Bad Buchau oder die Narrenzunft aus Altheim waren zu sehen, aber auch Zünfte aus dem direkten Umfeld Ailingens wie die Häfler Seegockel, die Zunft aus Lottenweiler, die Esch-Dämonen aus Friedrichshafen und natürlich auch die Raderacher Waldschrate, die Patenzunft der Ailinger. Die Ailinger selbst ließen es sich nicht nehmen, das bunte Treiben zu eröffnen – mit dem Gehrenmännle, den Waldhexen, den drei Hexenreitern und den Großkopfeten. Hexengruppen zeigten Pyramiden, Stabhochsprung und akrobatische Einlagen. Viele Gruppen hatten Wagen mitgebracht, der Narrensamen ließ sich mit dem Kinderwagen durch die Straßen schieben. Ein echter Hingucker: der HennenschlitterWagen aus Immenstaad.
Rund um den Kreisel am Rathaus und auf dem ersten Stück die Hauptstraße hinauf war der Umzug gut besucht. In Richtung „Sieben Schwaben“lockerten sich die Zuschauerreihen jedoch. Vielleicht hatte die Wettervorhersage so manchen abgeschreckt. Schade, denn die Ailinger Narren hatten so einiges für die Besucher auf die Beine gestellt.