Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Djokovic bleibt der Herrscher im Melbourne Park
Kraftakt des Serben im Finale der Australian Open gegen den Österreicher Dominik Thiem
MELBOURNE (SID/dpa) - Sein Tennisthron wackelte, der Aufstand von Dominic Thiem schien Erfolg zu haben, doch dann verteidigte der „König von Melbourne“sein Reich mit letzter Kraft ein weiteres Mal: In fünf mitreißenden, oft auch hochklassigen Sätzen zog Titelverteidiger und Rekordsieger Novak Djokovic im Endspiel der Australian Open doch noch den Kopf aus der Schlinge. Mit 1:2 lag der Serbe nach Sätzen zurück, nach vier Stunden gewann er mit 6:4, 4:6, 2:6, 6:3, 6:4 gegen den leidenschaftlich kämpfenden Österreicher.
Mit geschlossenen Augen genoss Novak Djokovic den Moment seines achten Triumphes bei den Australian Open, erlöst klatschte der Melbourne-Dominator mit den frenetischen serbischen Tennisfans ab. Als sich der 32-Jährige aus der brenzligen Situation gegen den österreichischen Herausforderer Dominic Thiem doch noch befreit hatte und wieder zur Nummer 1 der Tenniswelt aufgestiegen war, konnte er wieder lachen. „Es war definitiv eines der schwierigsten Endspiele, die ich hier hatte. Ich war kurz davor, dieses Match zu verlieren“, räumte Djokovic ein. „Ich bin gesegnet, diese Trophäe wieder in den Händen zu halten.“
Beinahe wäre es in der Rod Laver Arena am Sonntag zu einer Wachablösung gekommen. Doch mit einem Kraftakt gewann der phasenweise schwächelnde Djokovic erst den vierten Satz, holte sich im fünften früh das Break, wehrte einen letzten Breakball von Thiem ab – und blieb unbeirrt bis zum Ende. Djokovic setzte mit seinem Sieg die Serie der „Großen Drei“fort: Seit dem Erfolg von Stan Wawrinka (Schweiz) bei den US Open 2016 sind alle 13 Titel bei den vier großen Turnieren an Djokovic, Rafael Nadal (Spanien) oder Roger Federer (Schweiz) gegangen. „Es ist unwirklich, was ihr tut“, sagte Thiem über Djokovic und dessen Team. „Ihr und die zwei anderen Großen, die Tennis auf ein neues Level gehoben haben. Ich bin stolz, dass ich diese Ära erleben darf.“
Dritte Finalniederlage von Thiem
Viel hätte nicht gefehlt, und der Österreicher hätte sich im dritten Anlauf seinen ersten Grand-Slam-Titel geholt. 2018 und 2019 verlor Thiem bei den French Open jeweils im Finale – gegen Nadal. Gegen Djokovic hatte der 26-jährige Österreicher vieles im Griff. Der Serbe wirkte zwischenzeitlich körperlich und mental angeschlagen. Vom zweiten Satz an wackelte Djokovic. Als der Serbe sich zum zweiten Mal bei einem Aufschlag zu viel Zeit ließ, kassierte er eine zweite Verwarnung und hatte nur einen Aufschlag. Die prompte Folge: das entscheidende Break für Thiem zum Satzausgleich. Kurz darauf hatte er sich ohne allzu viel Gegenwehr auch Satz drei geholt. Der Knackpunkt kam im siebten Spiel des vierten Satzes: Bei eigenem Aufschlag verschlug Thiem einen leichten Volley, statt 4:3 stand es 3:4 und kurz darauf 3:6. Die Partie drehte sich zugunsten des Favoriten, der am Ende der bessere Spieler war und seine riesige Erfahrung ausspielte.