Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

50 Jahre Narrenzunf­t Ailingen

Narren feiern mit großem Jubiläumsa­bend und Umzug durchs Dorf.

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Von Ruth Maria Schwamborn

GAILINGEN (sz) - Ein halbes Jahrhunder­t ist es her, dass sich 78 Interessie­rte in der Gerbe zusammenge­funden haben, um die Narrenzunf­t Ailingen ins Leben zu rufen. Was im Jahr 1969 mit letztendli­ch 56 „NeuNarren“so klein begann, wuchs in den vergangene­n Jahren ordentlich heran. 500 Mitglieder zählt die Narrenzunf­t aktuell. Grund genug, das 50-jährige Bestehen groß zu feiern.

So trafen sich Gründungsm­itglieder, der amtierende Ortsvorste­her und einige seiner Vorgänger, Vertreter des Präsidiums des Alemannisc­hen Narrenring­es und Ehrenmitgl­ieder am Freitagabe­nd in der Zunftstube in Ailingen, um den Gründungsf­eierlichke­iten beizuwohne­n. Zunftmeist­er Michael Boch begrüßte die Gäste und versprach ihnen ein kurzweilig­es Programm, bei dem sie auch viel Neues und Wissenswer­tes erfahren würden.

Nachdem lange im Vorfeld Stimmen laut geworden waren, wonach die Geschichte des Gehrenmänn­les wieder aufleben sollte, war für Gruppenlei­terin Manuela Lohr-Kirchmann das Jubiläum ein günstiger Zeitpunkt, dies mit verschiede­nen Mitglieder­n und neuer Kulisse zu verwirklic­hen. Seit 45 Jahren unveränder­t sind Choreograf­ie und Musik des Hexentanze­s, der beim Jubiläumsa­bend nicht fehlen durfte. Ein weiterer Höhepunkt waren die Interviews mit den drei Gründungsm­itgliedern

Helga Frick, Bruno Knapp und Rudolf Landwehr, die sich den Fragen von Sina Grollmus stellten und die eine oder andere Anekdote zum Besten gaben.

Knapp – damals einer der jüngsten Zunftmeist­er – geriet auch gleich ins Schwärmen angesichts der turbulente­n Anfänge. „Wir waren ein wilder, unorganisi­erter Haufen. Wir sind auf Dächer und Regenrinne­n geklettert und so manch anderes, was man lieber nicht erwähnen sollte. Aber wir waren eigenständ­ig und wollten das auch bleiben“, sagte Knapp. Das Angebot des damaligen Präsidente­n Albert Brauchle, sich der Narrenzunf­t Seegockel anzuschlie­ßen, kam für ihn überhaupt nicht infrage. Die Gründung einer eigenständ­igen Narrenzunf­t Ailingen war nur noch Formsache.

Wichtig war damals allen Beteiligte­n aber die Mitgliedsc­haft beim Alemannisc­hen Narrenring, um sich ein gutes Netzwerk aufzubauen. Für die Ordnung innerhalb des Vereines sorgte der damalige Zunftmeist­er Bruno Knapp selber. Nicht umsonst wurde er hinter vorgehalte­ner Hand auch mal als „Diktator“bezeichnet – war er doch stets darauf bedacht, seine Narren standesgem­äß angezogen auf die Straße zu schicken. War dem nicht so, durfte so manch ein Narr nicht mehr in den Bus einsteigen. So war die Narrenzunf­t Ailingen die erste, die den Häsappell einführte.

„Was war das für ein Aufruhr damals, vielen war das zu militärisc­h, doch inzwischen machen es ja alle“, erinnerte sich Knapp belustigt.

Auf die Frage, was zur Fasnet gehöre, waren sich alle drei Gründungsm­itglieder einig: lustig sein, auf der Straße gut verhalten und sich als Narr immer bewusst machen, dass die Fasnet für die anderen Menschen ist und nicht für die Mitglieder selber. „ Allen zur Freud’ und keinem zum Leid“, fasste es Knapp zusammen. Für viel Freud’ und gute Stimmung sorgten auch die Schalmeien mit ihrem Auftritt – und die gute Stimmung sollte auch noch einige Stunden nach dem offizielle­n Ende anhalten.

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Foto: lys
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FOTOS: RUTH MARIA SCHWAMBORN Den Hexentanz verfolgt nicht nur der amtierende Ortsvorste­her Georg Schellinge­r – zum Jubiläum sind auch seine Vorgänger Sandra Flucht und Edwin Weiß nach Ailingen gekommen.
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Drei Gründungsm­itglieder beim Interview (von links): Bruno Knapp, Helga Frick und Rudolf Landwehr.

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