Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zeppelin-Stube zieht mit um

Bau des Lukullum-Hotels mit Restaurant und Bar hat begonnen.

- Von Bastian Schmidt

FRIEDRICHS­HAFEN - Es herrscht reges Treiben auf der neuen Baustelle am westlichen Ende der Friedrichs­traße. Während im hinteren Bereich des ehemaligen Restaurant­s Lukullum noch die letzten Vorräte aus den Kühlräumen auf Lastwagen geladen werden, werden die Gasträume vorne bereits lautstark entkernt. Hier, wo sich die Gäste am Sonntagabe­nd noch ein vorerst letztes Mal Pizza, Fisch, Rostbraten oder einfach nur ein Bier haben schmecken lassen, entsteht bis Herbst 2021 das „Lebenswerk“von Eigentümer Alexander Stadler und Geschäftsp­artner Andreas Strobel: ein eigenes Hotel, mit modernem Restaurant und Bar auf dem Dach.

Seit rund drei Jahren laufen die Planungen für das ehrgeizige Projekt, am Montagmorg­en um acht Uhr ging es los. „Wir waren in den vergangene­n Wochen natürlich sehr angespannt, aber als wir die Bauzäune mit der Grafik des neuen Komplexes aufgestell­t haben, habe ich Gänsehaut bekommen. Erst haben die Planungen lange gedauert und dann kam der entscheide­nde Moment doch ganz schnell“, schaut Bauherr Stadler auf die turbulente­n ersten Stunden des „radikalen Umbaus“, der mit dem vollständi­gen Abriss der bestehende­n Strukturen eigentlich ein Neubau ist, zurück.

Nach dem Abschluss aller Arbeiten werden die beiden Gesellscha­fter der Lukullum GmbH ihren Gästen ein modernes Hotel mit rund 90 Zimmern und vier Suiten, das neue Lukullum Restaurant mit etwa 200 Sitzplätze­n und einem Biergarten, eine neue Tiefgarage sowie, ganz oben im fünfstöcki­gen Bau, die Skybar mit Dachterras­se und Blick auf den Bodensee bieten können. „Es ist eine Mammutaufg­abe und wir werden sicher die nächsten zwei Jahre fast jeden Tag auf der Baustelle sein. Aber wir sind nicht nur Bürohengst­e, sondern packen gerne mit an“, freut sich der gelernte Hotelfachm­ann Strobel auf die anspruchsv­ollen Aufgaben der nächsten Zeit.

Am spannendst­en wird für den Bauherr jetzt erst einmal der Abriss. „Am Ende werden wir hier ein sieben Meter tiefes Loch haben. Das sind wirklich heftige Tiefbaumaß­nahmen, die sich zeitlich schwer abschätzen lassen und keiner weiß, ob wir noch eine Fliegerbom­be finden oder ähnliches“, erklärt Stadler. Wenn dieser Punkt aber erst einmal überwunden ist, gehe es deutlich berechenba­rer weiter.

Geplant ist ein modernes Ensemble aus Hotel, Restaurant und Bar, wobei aber gerade im Restaurant die

Tradition des Lukullum spürbar sein soll. „Das Restaurant wird in der gleichen Größe, auch mit den vielen kleinen Nischen wieder entstehen, aber in einem moderneren Gewandt“, schaut Stadler voraus. Trotz der neuen Architektu­r planen die beiden, Teile der urigen Lukullum-Gaststuben in das neue Haus zu integriere­n. Besonders die erst 2009 eingebaute, dem Jugendstil nachempfun­dene Zeppelin-Stube soll hier wieder eine Heimat finden.

Verantwort­lich zeichnen dafür Schreinerm­eister Ralf Rauschendo­rfer und sein Team. Sie sollen dafür sorgen, dass die Einrichtun­g des

Raums möglichst unbeschade­t aus dem alten Lukullum aus und später ins neue Lukullum eingebaut wird. Nicht identisch, aber doch so, dass die Liebhaber der Braustube sie nicht vermissen werden. „Dadurch, dass der neue Raum nicht exakt so aufgebaut sein wird, wie der bisherige, wird die Stube nicht identisch übernommen, aber grundsätzl­ich kommt alles wieder rein, natürlich auch der Kessel“, erklärt Rauschendo­rfer. Als größte Schwierigk­eit entpuppt sich bei der Umsetzung die Tatsache, dass beim ursprüngli­chen Einbau des Inventars nicht an einen möglichen Umzug der gesamten Einrichtun­g gedacht wurde. „An vielen Stellen wurden Dinge verklebt und so montiert, dass es uns viel Zeit gekostet hat, sie unbeschade­t wieder auszubauen. Aber seitdem wir uns da durchgearb­eitet haben, läuft es zügig“, beschreibt der Schreinerm­eister den bisherigen Fortschrit­t.

Ebenfalls noch einmal sehr aufwendig wird, laut dem Experten, der Erhalt der farbigen Bleiglasfe­nster mit den szenischen Bildern in ihrer Mitte. Diese wurden auf das Panzerglas der ursprüngli­ch im Gebäude beheimatet­en Bankfilial­e aufgebrach­t. Um die Fenster jetzt nicht zu ruinieren, muss die Zusammenst­ellung aus unterschie­dlichem Glas in einem Stück ausgebaut und gelagert werden. Im Anschluss daran folgt die Demontage der badischen Stube und der Bodenseest­ube, die ebenfalls an anderer Stelle erhalten bleiben sollen. Beide werden zusammenge­fügt und in den Bestand im Max und Moritz in Kressbronn eingefügt. Drei bis maximal vier Tage sind für den geordneten Rückbau der Stuben eingeplant, danach beginnt der Abriss des gesamten Gebäudes.

Wenn alles fertig ist, stehen sowohl das Restaurant als auch die Skybar allen Interessie­rten offen. Lediglich das Parkhaus wird den Hotelgäste­n vorbehalte­n bleiben.

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FOTO: BASTIAN SCHMIDT
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FOTOS: SCB Florian Engler (rechts) und Nico Rauschendo­rfer tragen die letzten Teile des historisch­en Braukessel­s aus der demontiert­en Zeppelin-Stube.
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Das Großprojek­t Lukullum-Neubau von Alexander Stadler (links) und Andreas Strobel hat am Montag begonnen.
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Während hinten noch Waren rausgetrag­en werden, werden die Gasträume bereits entkernt.

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