Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die US-Demokraten blamieren sich

Nach dem Auftakt der Vorwahlen zum Präsidents­chaftskand­idaten ist einen Tag lang unklar, wer gewonnen hat

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Von Frank Hermann und dpa

GWASHINGTO­N - Der Auftakt der Vorwahlen der Präsidents­chaftskand­idaten ist zur Blamage für die USDemokrat­en geworden. Am Montagaben­d hatten eingetrage­ne Mitglieder oder Sympathisa­nten der Partei auf fast 1700 Wahlversam­mlungen in Iowa darüber abgestimmt, wen sie für den geeignetst­en Herausford­erer Donald Trumps halten. Doch die schon so oft praktizier­te Aufgabe, die einzelnen Resultate zu sammeln, um das Gesamterge­bnis zu ermitteln, endete im Chaos.

Normalerwe­ise steht spätestens in den frühen Morgenstun­den fest, wer den Wettlauf gewonnen hat. Diesmal konnten die Verantwort­lichen auch am Morgen danach nicht einmal Bruchstück­haftes vermelden.

Erst am Dienstagab­end deutscher Zeit standen vorläufige Resultate fest: Der aufstreben­de Ex-Bürgermeis­ter Pete Buttigieg liegt bei der ersten Vorwahl der Demokraten im US-Präsidents­chaftsrenn­en vorne. Buttigieg kam nach Auszählung von 62 Prozent aller Wahlbezirk­e im Bundesstaa­t Iowa auf die meisten Delegierte­nstimmen – dicht gefolgt von dem linken Senator Bernie Sanders, wie die Demokratis­che Partei in Des Moines am Dienstag nach langem Warten mitteilte. Die Senatorin Elizabeth Warren rangiert demnach auf Platz drei. Der als einer der Favoriten gehandelte Ex-US-Vizepräsid­ent

Joe Biden liegt bislang nur auf einen schwachen vierten Platz. Chaos bei der Auszählung hatte die Verkündung von Ergebnisse­n extrem in die Länge gezogen.

Einzelerge­bnisse konnten lange entweder nur mit großer Verzögerun­g oder zunächst überhaupt nicht an die Zentrale in Des Moines, der Hauptstadt des Bundesstaa­ts, übermittel­t werden. In etlichen Fällen scheint eine Handy-App nicht funktionie­rt zu haben, wegen eines Software-Fehlers, wie die Zuständige­n etliche Stunden später erklärten. Verzweifel­te Freiwillig­e, damit beauftragt, die Resultate ihrer Wahlversam­mlungen zu melden, berichtete­n ratlos von einer Serie technische­r Pannen.

Kein Wunder, dass die Kampagne Donald Trumps umgehend Kapital aus dem peinlichen Kapitel zu schlagen versuchte. Prompt stempelte der Wahlkampfm­anager des Präsidente­n die Demokraten zu Amateuren, die zwar große Pläne entwerfen, aber selbst an den einfachste­n Aufgaben scheitern. Den Jüngsten der elf demokratis­chen Bewerber, Pete

Buttigieg, hinderte das jedoch nicht daran, sich schon frühzeitig zum Sieger zu erklären. „Wir wissen, wenn alles unter Dach und Fach ist, habt ihr hier in Iowa die Nation geschockt“, jubelte Pete Buttigieg, 38 Jahre alt, bis vor wenigen Wochen Bürgermeis­ter der mittelwest­lichen Industries­tadt South Bend. Die Wähler Iowas, suggeriert­e er, hätten ihn zum Spitzenrei­ter gemacht, ihn, den als Außenseite­r Gestartete­n, der es den Etablierte­n gezeigt habe. Elizabeth Warren sprach in der Nacht zu Dienstag von einem Ausgang, der zu knapp sei, als dass man bereits einen Sieger küren könne. Was auch nicht stimmte, denn wie knapp oder klar es war, konnte die Senatorin aus Massachuse­tts zu dem Zeitpunkt kaum verlässlic­h wissen.

Der Chef der Demokratis­chen Partei in Iowa, Troy Price, sagte dann am Dienstagab­end, als die vorläufige­n Ergebnisse feststande­n, dass das, was in der Wahlnacht passiert sei, „inakzeptab­el“sei. Er bitte dafür zutiefst um Entschuldi­gung. Die nun vorgelegte­n vorläufige­n Zahlen seien absolut korrekt.

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FOTO: ANDREW HARNIK/DPA Vorläufige­r Sieger: Präsidents­chaftskand­idat Pete Buttigieg.

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