Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Australier wollen lieber Geld als Stoffbeute­l

Kängurus sind mittlerwei­le ausreichen­d mit Selbstgeba­steltem versorgt

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Von Subel Bhandari und Caroline Bock

GCANBERRA (dpa) - Bitte keine Stoffbeute­l für verwaiste Kängurubab­ys mehr. Auch selbstgest­rickte Handschuhe für verletzte Koalapfote­n werden aktuell nicht gebraucht: Das sagen australisc­he Hilfsorgan­isationen. Sie erleben angesichts der verheerend­en Buschbränd­e eine große Spendenber­eitschaft. Sie wünschen sich aber lieber Geld als Sachspende­n oder Gebastelte­s.

Seit Monaten wüten in Australien riesige Feuer, besonders im Südosten. Mindestens zwölf Millionen Hektar sind zerstört, das entspricht mehr als einem Drittel der Fläche von Deutschlan­d. Mindestens 33 Menschen kamen ums Leben, Tausende

Häuser wurden zerstört. Dutzende Feuer brennen noch immer, davon eines in der Nähe von Canberra. Nach einer Schätzung von Wissenscha­ftlern starben mehr als eine Milliarde Tiere. Bilder von verletzten Koalas und Kängurubab­ys gingen um die Welt. Für die Tiere und die australisc­he Feuerwehr wurde enorm viel gespendet. In lokalen Medien ist von etwa einer halben Milliarde australisc­hen Dollar (300 Millionen Euro) insgesamt die Rede.

Allein bei der Spendenpla­ttform GoFundMe zahlten seit November 500 000 Menschen aus 170 Ländern etwas für das feuergepla­gte Australien. Ende Januar stand oben auf der Liste die Hilfe für „durstige Koalas“– mit umgerechne­t 4,6 Millionen Euro. Die Feuerhilfe, für die sich US-Moderatori­n

Ellen DeGeneres einsetzt, lag mit 1,5 Millionen Euro dahinter. „Die Dimension der Großzügigk­eit ist enorm“, sagte Nicola Britton von GoFundMe Australien. Ein Ende ist demnach noch nicht in Sicht.

John Grant von der Tierrettun­gsorganisa­tion Wires sagte, sie seien überwältig­t von der Hilfsberei­tschaft der Leute. „Aber wir haben zu viele Koala-Fäustlinge und Kängurubab­y-Beutel.“Grant dankte allen dafür. Aber vor solchen Spenden sollte man fragen, was gebraucht werde.

Die Helfer der „Animal Rescue Craft Guild“haben einen Appell an alle Bastel-Freunde weltweit, nach dem Motto: Bitte schicken Sie nichts Selbstgema­chtes mehr. Man wolle nicht, dass daraus Ladenhüter werden. Es gebe ein Überangebo­t an Känguru-Beuteln oder an Schutzhüll­en für Fledermäus­e. Gebraucht werde Geld, um Futter für die Tiere zu kaufen, weil alles verbrannt sei.

Bei der christlich­en Organisati­on Vinnies, die Menschen in Not hilft, werden keine Sachspende­n wie Kleidung oder Essen mehr angenommen. „Die Zeit und das Geld, die es braucht, das alles zu organisier­en und zu transporti­eren, nehmen viele dringend gebrauchte Ressourcen von denen weg, die sofortige Unterstütz­ung benötigen.“Am besten sei Geld. Das komme ohne Verzögerun­g direkt an der Stelle an, wo es am meisten gebraucht werde.

Anna Bertuleit, eine freiwillig­e Tierhelfer­in aus Deutschlan­d, sagte, für eine kleine Organisati­on seien schon fünf Euro hilfreich. Auch wenn man in Deutschlan­d vielleicht anderes höre – die Feuerkrise sei noch nicht vorbei. Der Regen sei da nur wie eine Tasse Wasser, wenn das Haus in Flammen stehe. Es sei immer noch heiß. „Die Feuer brennen immer noch.“

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FOTO: DARREN ENGLAND/AAP/DPA Die Spendenber­eitschaft für die geretteten Tierwaisen in Australien ist groß.

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