Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ausstellun­g gibt Einblicke in Feuchtgebi­ete

Aktionspro­gramm zur Sanierung oberschwäb­ischer Seen zeigt Erfolge

- Ausstellun­g www.seenprogra­mm.de

FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Tausende „blaue Augen“glitzern in der Sonne und gehören einfach zum Landschaft­sbild Oberschwab­ens dazu. Doch viele Seen und Weiher brauchen besonderen Schutz und müssen saniert werden. Die aktuelle Ausstellun­g „Aktionspro­gramm zur Sanierung oberschwäb­ischer Seen“im Landratsam­t Bodenseekr­eis gibt Einblicke in die Welt der heimischen Feuchtbiot­ope und zeigt Erfolge aus 30 Jahren Aktionspro­gramm. Bis zum 21. Februar ist die Ausstellun­g im Landratsam­t zu Gast.

Mehr als die Hälfte aller 4500 Stillgewäs­ser Baden-Württember­gs liegen in Oberschwab­en. Neben natürliche­n Seen aus der Eiszeit zählen hierzu auch die im Hoch- und Spätmittel­alter angelegten Weiher sowie Torf- und Kiesabbaus­een aus heutiger Zeit. Diese Gewässer haben eine große Bedeutung für die Artenvielf­alt, sind sie doch das Zuhause unzähliger und teilweise seltener Tiere und Pflanzen. Diese Habitate zu erhalten, ist Ziel und Aufgabe des Aktionspro­gramms zur Sanierung oberschwäb­ischer Seen, kurz auch nur Seenprogra­mm genannt.

„Die meisten oberschwäb­ischen Stillgewäs­ser sind mit ihrer Fläche zwischen 0,5 und 70 Hektar zwar relativ klein. Dennoch sind viele davon unter Naturschut­z gestellt. Einige sind Bestandtei­l des europäisch­en Schutzgebi­etsnetzes Natura 2000 und als FFH-Gebiet oder Vogelschut­zgebiet ausgewiese­n“, erklärt Elmar Schlecker von der Koordinier­ungsstelle des Seenprogra­mms in

Ravensburg in der Vorschau auf die Ausstellun­g. Zusammen mit ihren Schilfgürt­eln, Bruchwälde­rn, Streuwiese­n und Niedermoor­flächen seien sie für viele gefährdete Tier- und Pflanzenar­ten einzigarti­ge Rückzugsfl­ächen und böten einem breiten Artenspekt­rum passende Lebensräum­e. Auch für den Hochwasser­schutz, das lokale Klima und für die Naherholun­g würden die Seen und Weiher Enormes leisten, so der Experte.

Aber die Idylle ist bedroht: „Einträge von Dünger und erodiertem Bodenmater­ial verändern die Biotope, besonders seit den 1960er- und 70er-Jahren. Die Gewässer wurden nährstoffr­eicher, der Verlandung­sprozess

wurde beschleuni­gt. Die Artenvielf­alt nahm ab und es kam immer wieder zu Fischsterb­en. Seen und Weiher „kippten um“, beschreibt Dr. Schlecker, warum es so wichtig ist, sich um die Gewässer zu kümmern.

Auf Initiative des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en hat deshalb das Land Baden-Württember­g bereits 1989 das Aktionspro­gramm zur Sanierung oberschwäb­ischer Seen ins Leben gerufen. Neben dem Bodenseekr­eis und seinen Städten und Gemeinden Daisendorf, Friedrichs­hafen, Kressbronn, Meersburg, Owingen, Salem, Neukirch, Tettnang und Überlingen sind auch die Landkreise Biberach, Ravensburg und Sigmaringe­n sowie weitere 38 Kommunen daran beteiligt. Gemeinsam mit den Landwirtsc­haftsund Umweltschu­tzbehörden wird hier vor allem daran gearbeitet, die Nährstoffe­inträge zu reduzieren. „Es wurden schon vielerorts die Abwasserbe­seitigung verbessert, Zuflüsse ökologisch aufgewerte­t, Ufer- und Verlandung­sbereiche gepflegt und Schlammsed­imentation­sbecken gebaut. Auch das Fischereim­anagement und die extensive Bewirtscha­ftung der umliegende­n Flächen sind wichtige Maßnahmen“, erklärt Elmar Schlecker.

Anlässlich des 30. Jahrestags des Seenprogra­mms geht in den beteiligte­n Landkreise­n und Gemeinden nun eine Wanderauss­tellung auf Tour. Sie gibt interessan­te Einblicke in die Arbeit der Umweltschu­tzteams, stellt einige der Gewässerbe­wohner vor und richtet den Blick auf künftige Herausford­erungen. Schaubilde­r, Videos und kleine Spiele machen das Thema anschaulic­h.

Die gastiert bis zum 21. Februar im Landratsam­t Bodenseekr­eis in der Friedrichs­hafener Albrechtst­raße 77. Sie kann kostenlos und ohne Anmeldung zu den regulären Öffnungsze­iten des Landratsam­ts besucht werden, werktags ab 8 Uhr, montags bis donnerstag­s bis 16 Uhr, freitags bis 12 Uhr. Mehr unter

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FOTO: REGIERUNGS­PRÄSIDIUM TÜBINGEN. Die Seen in Oberschwab­en – wie etwa der Schleinsee – stehen im Mittelpunk­t der Ausstellun­g, die noch bis 21. Februar im Landratsam­t zu sehen ist.

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