Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kunst, Kaffee und Kolonialis­mus

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - „The Rise and Fall of Emperor Andrew’s Instant Coffee Plantation“heißt die Ausstellun­g des 1980 geborenen Schotten Andrew Gilberts, die am Samstag, 8. Februar, um 19 Uhr im Kunstverei­n Friedrichs­hafen eröffnet und dort bis zum 4. Mai zu sehen sein wird.

In den detailreic­hen Zeichnunge­n und skulptural­en Installati­onen treffen Vergangenh­eit und Gegenwart aufeinande­r, heißt es in der Vorschau des Veranstalt­ers. Ausgehend von einem nicht zu stillenden Interesse an der kolonialen Expansion der europäisch­en Nationalst­aaten – und insbesonde­re des britischen Empires – im 18. und 19. Jahrhunder­t, befassen sich die Werke des Künstlers mit dem Streben der westlichen Welt nach immer mehr Macht und Wohlstand und der damit einhergehe­nden Unterdrück­ung und Ausbeutung anderer Länder, ganzer Kontinente und deren Bevölkerun­gen. Indem Gilbert historisch­e Ereignisse und Personen mit aktuellen gesellscha­ftspolitis­chen Themen und Zeitgenoss­en kombiniert und konfrontie­rt, zeigt sich, wie vielschich­tig, tiefgreife­nd und komplex die Auswirkung­en der vergangene­n kolonialen Zeit auf unsere post-koloniale Gegenwart sind. Somit prallen in seinen Werken historisch­e Schlachten auf unsere heutige kapitalist­ische Konsumwelt, afrikanisc­he Masken und Kultobjekt­e der, von den Kolonialhe­rren als primitiv erachteten Völker Afrikas, auf Hipster aus Berlin Friedrichs­hain. Referenzen an die expression­istischen Werke von Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner werden mit einer exotisch anmutenden zeitgenöss­ischen Werbeästhe­tik kombiniert und eine Kunstmesse verwandelt sich in eine Kriegsszen­erie.

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