Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
VCD Bodenseekreis lehnt autobahnähnliche B 1-Trasse ab
Verkehrsclub kritisiert vierspurige B 1-Trasse als „autofixierte Planung von gestern“
REGION (sz) - Die von den Planern des Regierungspräsidiums favorisierte autobahnähnliche B 1-Trasse für die B 31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad wird vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Bodenseekreis abgelehnt. „Mit der Variante wird an planerischen Standards festgehalten, die die Beschleunigung des Kfz-Verkehrs in den Vordergrund stelle“, schreibt der Club in einer Stellungnahme.
Die klimapolitischen Notwendigkeiten und der Schutz der wertvollen Bodenseelandschaft hingegen würden nicht ausreichend berücksichtigt. Die prognostizierte KFZ-Verkehrsmenge für das Jahr 2035 dürfe es zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr geben, sofern die Klimaziele eingehalten werden sollen. Mit diesen Verkehrszahlen solle jedoch der „Bedarf“für eine autobahnähnliche Straße begründet werden. Dieser Autobahn-Standard wiederum erfordere eine zusätzliche, parallele Begleit-Straße für langsame Schwertransporte, sodass die heutige B 31 kaum zurückgebaut werden könne.
„Das Problem für den Autofahrer ist aber doch vor allem der Engpass in Hagnau und nicht, dass man auf der B 31 maximal 100 Stundenkilometer fahren darf und auch nicht, dass man häufig von langsamen Spezialtransportern behindert wird“, erläutert Frieder Staerke, Sprecher der Kreisgruppe Bodensee des VCD. „Die überzogenen Autobahn-Standards führen zu einem gigantischen Flächenver-brauch. Zudem erschweren sie eine landschaftsverträgliche
Trassierung und verursachen enorme Baukosten. Eine solche B 31-Autobahn wird neuen Transitverkehr geradezu in die Bodenseeregion locken und auch neuen Pkw- und LkwVerkehr erzeugen.“
Der Verbrauch der Bodenseelandschaft sei besonders schmerzhaft, weil die B 1-Trasse hochwertige landwirtschaftliche Flächen und überregional bedeutsame natürliche Lebensräume mit streng geschützten Arten zerschneiden würde. Dies sei auch juristisch fragwürdig, weil nach Auffassung des VCD durchaus zumutbare Alternativen zur B 1-Trassenlinie bestehen.
Eine Reduzierung des Ausbaustandards auf zwei bis drei Fahrspuren würde hingegen finanzielle Spielräume eröffnen, um die B 31 mit längeren Tunnel-, Galerie- und Tieferlegungsmaßnahmen auszustatten. Somit könnte sie auch auf ihrer heutigen Linie menschen- und umweltverträglicher gestaltet werden. Zusätzliche Fahrspuren müssten vorrangig in Form von Bahngleisen geschaffen werden. Die Forderung des VCD nach einer Verkehrsträger übergreifenden Planung, die die Potenziale von Bahn-, Bus- und Fahrradverkehr optimal ausschöpft, sei jedoch vom Regierungspräsidium nicht aufgegriffen worden. Dabei könne der Bau eines zweiten Gleises für die Gürtelbahn dieselbe Verkehrskapazität schaffen wie eine 28 Meter breite B 31. Dieses Gleis würde nur eine Breite von fünf Metern beanspruchen – und dies ohne neue Zerschneidungen der Landschaft.