Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Windböen mit über 100 Stundenkilometern
Sturmtief „Petra“fordert Höchstleistung von Rettungskräften – Beinahe-Katastrophe in Wasserburg
REGION (sz) - Tosender Wind, der heftig an den Rolläden rüttelt – so haben die meisten Menschen in der Region um Friedrichshafen den Sturm „Petra“in der Nacht auf Dienstag erlebt.
In Ravensburg und Umgebung mussten etliche Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der gefährlichen Wetterlage ausrücken und die Schäden beseitigen. Der Schwerpunkt der Unwetter lag nach Angaben von Kreisbrandmeister Oliver Surbeck im südöstlichen Landkreis Ravensburg. Wangen, Amtzell und Bodnegg seien am stärksten betroffen gewesen. Glücklicherweise seien aber keine Personen zu Schaden gekommen. Der Sturm habe Windgeschwindigkeiten erreicht, die mitunter sogar über 100 Stundenkilometer lagen, das entspräche Windstärke elf, so Surbeck. Zwischen Mitternacht und acht Uhr am Dienstagmorgen sei die Feuerwehr im Kreis Ravensburg 101 Mal alarmiert worden, im Bodenseekreis habe es 71, im Kreis Sigmaringen 14 Alarme gegeben. Im Kreis Ravensburg seien mehrere Straßen gesperrt gewesen, drei Bäume auf Gebäude gestürzt, zwei Stromleitungen seien herabgerissen worden. Das ist genau passiert: Zwischen Ravensburg und Friedrichshafen ist ein Baum auf die Gleise gestürzt. Die Bahnstrecke war daraufhin gesperrt, ein Ersatzverkehr wurde eingerichtet. Viele Pendler wurden davon überrascht und erreichten ihre Arbeitsstellen mit Verspätung.
Im Kreis Lindau stürzten Bäume reihenweise um, Gartenmöbel flogen durch die Luft: „Petra“hat in der Nacht auf Dienstag auch dort Feuerwehren und Bürger im ganzen Landkreis auf Trab gehalten. In Wasserburg wäre es sogar beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Denn in Reutenen ist nach stundenlangem Regen bereits am Montagabend ein Kanal übergelaufen. „Es gab einen Rückstau, das Wasser ist über eine Kellertür in einen Keller gelaufen“, sagt Christian Schorer, Kommandant der Wasserburger Feuerwehr. Mit Unterstützung aus Hege haben die Feuerwehrleute den Keller ausgepumpt. Mit einer Schmutzwasserpumpe leerten sie den überfüllten Schacht, ein Dichtkissen verhinderte, dass Wasser nachlief. „Wir haben das Wasser aus dem Kanal auf die Wiese gepumpt“, erklärt Schorer. „Es bestand die Gefahr, dass das ganze Baugebiet absäuft.“Der Einsatz dauerte bis in die Nacht hinein.
Dann kam der Wind. Eine private Wetterstation auf der Insel hat am Dienstag Geschwindigkeiten von fast 80 Stundenkilometern gemessen. Leser der schwäbischen Zeitung berichteten von Tischen, die von Balkonen fielen und so weit weg getragen wurden, dass sie spurlos verschwunden sind. Der Wind war so stark, dass er im ganzen Landkreis jede Menge Bäume umwarf. So fiel ein gesunder Walnussbaum auf einen Hof in Hochbuch, aber auch im Zechwald und am Schönbühl kippten Bäume einfach um.
Schwer von den Stürmen der letzten Tage geschädigt wurde auch der beliebte Trimm-Dich-Pfad im Wald bei Brugg in der Nähe von Meckenbeuren. Bäume versperrten den Trimm-Weg. Und eine riesige Buche stürzte auf das Dach einer Fitnessstation und zerstörte die Hütte fast vollständig. Vielerorts war kein Durchkommen mehr. Zum Glück wüteten die Stürme hauptsächlich am Abend und in der Nacht. „Da war niemand im Wald. Bei so einem Sturm kann es im Wald lebensgefährlich werden“, warnt der Forstexperte Rainer Frank. Wann der TrimmDich-Pfad wieder geöffnet wird, steht noch nicht fest. „Wir kommen mit schwerem Räumgerät momentan nicht dran“, sagt Rainer Frank. Der Bodensei von den Regenfällen so aufgeweicht, dass Holzrückemaschinen tief einsänken. Das würde die Wege noch weiter zerstören.